Chancen einer Zeitenwende: Einblicke in die Anfangsjahre der Republik
zugänglicher Bereich der hdgö-Hauptausstellung von 31. Jänner bis 14. März 2023
Im Herbst 1918 beginnt eine neue Ära. Die Herrschaft der Habsburger ist nach über 600 Jahren zu Ende. Auf dem Gebiet der ehemaligen Monarchie werden viele neue Staaten gegründet. Einer davon ist „Deutsch-Österreich“ – eine demokratische Republik, die verspricht, allen Menschen die gleichen Rechte zu geben. Von einem Tag auf den anderen kann auch jede Frau als Staatsbürgerin politisch mitbestimmen. Der Staat kontrolliert nun nicht mehr durch Zensur, was gesagt oder geschrieben werden darf, und verbietet die Todesstrafe. Es entsteht eine Republik vieler Chancen, die aber oft ungenützt bleiben.
Untrennbar verbunden ist dieser Anfang mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, in dem modernste Technik zum massenhaften Töten eingesetzt wurde. Millionen Menschen sind gestorben, die Überlebenden schwer gezeichnet. Die Bevölkerung ist schlecht versorgt, weil die Wirtschaft lange nur dem Krieg gedient hat. Transporte von Truppen verbreiten ein Virus in der ganzen Welt und lösen mit der „Spanischen Grippe“ die erste Grippe-Pandemie aus.
Widersprüche prägen die Menschen dieser Zeit: Endlich leben sie in Frieden, aber der Krieg ist verloren. Sie haben ungeahnte Freiheiten, aber auch wenig, worauf sie sich verlassen können. Hungernde fordern, dass sie besser versorgt werden, Vermögende fürchten um ihren Besitz. Ein neuer Staat entsteht, aber wie er aussehen wird, ist unklar. Zu spüren ist ein Umbruch, der alles erfasst. Kein Leben bleibt, wie es vorher war.