Der Erste Weltkrieg hatte aus dem anfänglich Österreich-Ungarn befürwortenden Psychoanalytiker Freud einen Skeptiker werden lassen, nicht zuletzt aufgrund der Kriegs- und Fronterfahrungen seiner drei Söhne. Die politischen Umwälzungen in Europa vom Herbst 1918 verfolgte Freud aufmerksam. „Weder dem Österreich noch dem Deutschland“ weine er, wie er andernorts schrieb, „eine Träne nach“. Am 12. November dürfte auch er vor dem Parlament gewesen sein und verfasste dazu einen Eintrag in seinem Kalender.
Alle Bilder aus der Manuscript Division, Library of Congress, Washington, D.C.
Transkription der Einträge im November 1918
1. Tisza ermordet. Verkehr mit Deutschland u Ungarn unterbrochen.
2. Oli zurück, Republik in Bulgarien?
3. Waffenstillstand mit Italien Krieg zu Ende!
4. Nobelpreis abgethan – Stiftungsbrief Barczy.
5.
6. Revolution in Kiel
7. Bayern in Salzburg und Tirol
8. Republik in Baiern!! Verkehr Deutschl. unterbrochen.
9. Republik in Berlin – Wilhelm abgedankt.
10. Ebert Reichskanzler Waffenstillstandsbedinggen
11. Kriegsende – K. Karl verzichtet – V. Adler † Ballin †
12. Republik u Anschluss an Deutschland – Panik mitgemacht.
13.
14.
15.
16. Republik in Ungarn
17.
18.
19.
20.
21. Martin seit 27 Okt Gefangenschaft.