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1928: Republikfeier

Das umstrittene Gedenken an die Staatsgründung

Die am 12. November 1918 ausgerufene Republik Österreich war kein konsensuales Staatsgebilde. Keines der politischen Lager stand vorbehaltlos hinter ihr: Die Christlich-Sozialen waren monarchisch-patriarchalischen Werten verpflichtet, die Deutsch-Nationalen traten für den Anschluss des Kleinstaates an Deutschland ein. Die Sozialdemokrat*innen begrüßten zwar Staatsform und demokratische Einrichtungen (wenn auch nur als Übergang zum Sozialismus), sahen sich aber ebenfalls als Deutsche, nicht Österreicher*innen.

Der 12. November, der Gründungstag der Republik, war 1918–1934 zwar Staatsfeiertag, aber einzig die Sozialdemokratie erinnerte sich alljährlich an die Einführung des allgemeinen Wahlrechts und der mit der Republik verbundenen Sozialgesetzgebung. Ausdruck dieser republikanischen Gesinnung waren kleine Feste in Parteilokalen, aber auch von der Sozialdemokratischen Kunststelle organisierte „Arbeitersymphoniekonzerte” als Teil des „proletarischen Festkalenders”. Der zehnte Jahrestag wurde sogar mit dem an mehreren Orten aufgeführten Festspieloratorium Der Tag der Republik von Viktor Korda (1900–1992) und Paul Amadeus Pisk (1893–1990) erinnert. Das 1928 enthüllte, von der Gemeinde Wien initiierte Denkmal der Republik mit den drei Staatsgründern Viktor Adler (1852–1918), Ferdinand Hanusch (1866–1923) und Jakob Reumann (1853–1925) neben dem Parlament wurde nach dem 12. Februar 1934 zuerst verhüllt und dann abgetragen: Mit der ständestaatlichen Verfassung vom 1. Mai 1934 wurde Österreich ein Bundesstaat. Es wurde erst 1948 wieder aufgestellt.

Die Bundesregierung veröffentlichte einen von einem interministeriellen Komitee herausgegebenen Prachtband: 10 Jahre Wiederaufbau. Die staatliche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Republik Österreich 1918–1928 ist bis heute eine wichtige Quelle zu unterschiedlichen Aspekten der Ersten Republik.

Jahr
1928
Autor*innen