1920er: Fotografie wird zum Massenmedium
Von leistbaren Kameras und illustrierter Presse
Lange Zeit blieb die Fotografie nur gehobenen Schichten zugänglich. Die meisten Menschen konnten sich zwar einzelne Fotografien leisten, Postkarten kaufen oder illustrierte Presseerzeugnisse erwerben, Kameras und Materialien aber waren teuer und unhandlich, sodass es nur wenigen möglich war, selber Aufnahmen herzustellen und Abzüge anzufertigen. Dies änderte sich nach dem Ersten Weltkrieg grundlegend. Bald wurden Kameras hergestellt, die so preiswert wurden, dass sich das auch Arbeiter*innen leisten konnten, wenn sie halbwegs gut verdienten. Zudem kamen immer mehr Kameras auf den Markt, die ohne Stativ auskamen. Damit wurde Fotografieren für immer weitere Bevölkerungskreise zum erschwinglichen Hobby. Immer öfter legten sich Menschen ein privates Fotoalbum an.
Gleichzeitig erlebte die illustrierte Presse einen enormen Aufschwung und veränderte ihr Gesicht. Illustrierte gab es schon zuvor, etwa das Interessante Blatt (1882), die Österreichische Illustri(e)rte Zeitung (1893) und Wiener Bilder (1896), oder die Illustrierte Kronen-Zeitung (1900, erst ab 1905 mit „Illustrierte“ im Titel). Erst aber in den 1920er Jahren wurde der Bildjournalismus – auch durch sehr handliche, neue und leistungsstarke Kameras – moderner und vor allem auch wichtiger. Berichterstattung, Öffentlichkeitsarbeit, Propaganda, Werbung setzten ebenso auf Fotografie wie Privatpersonen. Auch Vereine, Familien, Freund*innen und Bekanntenkreise brachten damit mehr und mehr von diesen einfach zu produzierenden Bildern in Umlauf. Damit wurde Fotografie zu dem prägenden Bildmedium der Zeit.