1938: Die Machtübernahme der NSDAP
„Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutsche Reich
Die Idee eines „Anschlusses“ Österreichs an Deutschland geht zurück bis ins 19. Jahrhundert und war von vielen Parteien geteilt worden – nur das Verbot der Alliierten in den Friedensverträgen nach dem Ersten Weltkrieg hatte 1918 die Selbständigkeit Österreichs bewirkt. Als im März 1938 die NSDAP die Macht übernahm, inszenierte sie das daher als „Befreiung” und als „Heimkehr”. Dabei hatte die Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur genau für Anfang März geplant, mit einer kurzfristig angesetzten Volksabstimmung sowohl die Gegner*innen Hitlers als auch die Befürworter*innen eines unabhängigen Österreichs zu mobilisieren. In den Monaten davor war jedoch schon klar geworden, dass die österreichische Diktatur der großen Masse an einheimischen Nationalsozialist*innen und dem deutsche NS-Regime wenig entgegenzusetzen hatte.
Am 11. März 1938 trat Bundeskanzler Kurt Schuschnigg aufgrund deutscher Einmarschdrohungen nach einer Radioansprache mit dem Abschiedsgruß „Gott schütze Österreich” zurück. Die österreichischen Nationalsozialist*innen übernahmen noch in den Nachtstunden die Macht, in Kärnten und der Steiermark war das oft schon vor dem Rücktritt Schuschniggs passiert. Als am 12. März deutsche Truppen einmarschierten, fanden große Jubelkundgebungen statt, Widerstand gab es keinen. Hitler sprach an diesem Tag vom Balkon seines Hotels in Linz. Am 15. März hielt er die zentrale Rede auf dem Wiener Heldenplatz, vom Altan der Neuen Burg aus. Terror und Verfolgung setzten unmittelbar nach der Machtübernahme ein. Politische Gegner wurden ins Konzentrationslager Dachau gebracht, die jüdischen Österreicher*innen wurden in den „Anschlusspogromen“ gedemütigt, beraubt und ermordet.