Als „Kriegszitterer“ bezeichnete man im und nach dem Ersten Weltkrieg jene Soldaten, die durch die psychische Überbelastung, den Lärm und die Druckwellen an der Front die Kontrolle über ihren Körper verloren hatten. Shell shock nannten dieses Phänomen die Alliierten. Die Zahl der Betroffenen ging in die Millionen, mit unscharfen Grenzen, denn der Großteil der Soldaten war mit psychischer Beschädigung von der Front zurückgekommen.
Während man Offiziere mit Bädern und Beruhigungsmitteln zu kurieren versuchte, wurden einfache Soldaten mittels extrem schmerzhafter Elektroschocks „behandelt“, um etwaige Simulanten zu enttarnen und an die Front zurückzuschicken. Julius Wagner-Jauregg hatte sich hier hervorgetan. Er wurde 1920 aber, nicht zuletzt wegen eines reserviert-positiven Gutachtens von Sigmund Freud, vom Vorwurf der Pflichtverletzung freigesprochen.
Karl Kraus hat den Kriegszitterern in seinen „Letzten Tagen der Menschheit“ ein wortloses Denkmal gesetzt.