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Grafik: US Government Printing Office, ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung

1935: Anfänge des Zweiten Weltkriegs außerhalb Europas

Eine globale Perspektive schafft neue zeitliche Einordnung

Der Zweite Weltkrieg war schon vor seinem Ausbruch in Europa ein globaler Konflikt, weil u.a. Frankreich, Großbritannien, Belgien, Italien und die Niederlande für ihre Kriegsbemühungen auch ihre Kolonien mobilisierten. Sie nutzten Rohstoffe und rekrutierten Soldaten zwangsweise: Rund eine Million Afrikaner mussten zum Beispiel in verschiedenen Armeen in den Kolonien vor allem aber in Europa kämpfen. Würdigungen dafür gab es kaum; im Gegenteil: Sie erlebten rassistische Diskriminierungen.

 

Die Kolonien wurden durch die imperialistischen Pläne der Achsenmächte Italien, Japan und NS-Deutschland zu Kriegsschauplätzen: Von den Küsten Lateinamerikas über Nord- und Ostafrika, den Nahen Osten bis hin nach Indien, Südostasien und Ozeanien. Aus den besetzten Gebieten in Europa und Nordafrika deportierte NS-Deutschland tausende Menschen in ihre Kriegsgefangenen-, Konzentrations- und Vernichtungslager. Darunter waren auch Menschen aus dem Globalen Süden, die entweder als Soldaten gekämpft hatten oder aus rassistischen oder politischen Gründen vom NS-Regime verfolgt wurden.

 

Im Globalen Süden selbst forderte der Krieg auch Millionen Leben. Dort legitimierten die Achsenmächte ihre Gewalt durch rassistische Vorstellungen. Das führte zu unkonventionellen Formen von Gewalt, die die Haager Landkriegsordnung verletzten und bis hin zu Massakern reichten: In Manila auf den Philippinen ermordeten Truppen Japans im Februar 1945 etwa mindestens 100.000 Zivilist*innen. Während des Weltkrieges wurde der Globale Süden aber auch von schweren Hungersnöten heimgesucht, die unmittelbar mit dem Kriegsgeschehen verknüpft waren: Allein in Bengalen am indischen Subkontinent starben zwei Millionen Menschen. Die Kolonialmächte vergaßen nach 1945 die vielen Soldaten bzw. Kriegstoten aus und in ihren Kolonien: Entschädigungen oder Anerkennung gab es kaum.

 

Die globale Perspektive stellt die gängige zeitliche Einordnung des Zweiten Weltkriegs (1939–1945) infrage. In Afrika begann der Krieg mit dem Überfall Italiens auf Äthiopien 1935; in Asien spätestens mit dem japanischen Angriff auf China 1937. Und während Europa im Mai 1945 die Befreiung feierte, tobte der Krieg im Pazifik bis September. Und im Globalen Süden markierte 1945 überhaupt erst den Auftakt zu jahrelangen, blutigen Dekolonisationskriegen, wie etwa in Indochina. Frankreichs Niederlage 1954 wurde zum Symbol für die Niederlage der Kolonialmächte Europas.

Jahr
1935
Autor*innen