1918: Nachnutzung von Flüchtlingslagern
Weiterverwendung der Infrastruktur des Ersten Weltkriegs
Während des Ersten Weltkriegs errichtete das k.k. Ministerium des Innern große Barackenlager für jeweils bis zu 30.000 Kriegsflüchtlinge aus den Frontgebieten, stacheldrahtumzäunte, stadtähnliche Anlagen mit moderner Infrastruktur (Elektrizitätsversorgung, Spitäler, Kirchen/Synagogen, Schulen, Theater, Kino). In vielen Fällen entsprechen heute noch Straßenraster und Kanalnetz diesen Lagern (Wagna, Gmünd). Nach 1918 übernahm eine staatliche Verwertungsstelle den Verkauf der Lagerbauten an die benachbarten Gemeinden oder Privatleute. Vielfach blieben dabei Wohnbaracken, Verwaltungsbauten und Kinderheime der Lager bestehen und wurden zu suburbanen Gartenstädten mit Einfamilienhäusern im Grünen weiterentwickelt bzw. absorbiert (Gmünd, Hollabrunn, Bruck/L., Mitterndorf a.F., Landegg-Pottendorf). Die ehemaligen Flüchtlingslager dienten nach 1918 auch der Gemeinde Wien als Erholungsheime für tuberkulosekranke Großstadtkinder und Lehrlinge sowie den Kinderfreunden als Ferienkolonie und „Kinderrepublik“ (Gmünd).
Weiterführende Quellen:
Walter Mentzel, Kriegsflüchtlinge in Cisleithanien im Ersten Weltkrieg, Diss., Univ. Wien, 1997.
Martina Viktoria Hermann, Die hölzerne Stadt. Das Barackenlager Gmünd 1914-1918, Diss., Univ. Graz 2017.
Manfred Dacho, Franz Dach, Harald Winkler: Am Anfang war das Lager. Gmünd-Neustadt, Weitra 2014.