1938: Massenentlassungen an der Wiener Medizinischen Fakultät
Antijüdische Verfolgung von Wissenschafter*innen
Die Machtübernahme der Nationalsozialist*innen bedeutete das Ende der Wiener Medizinischen Fakultät als einem international führenden Zentrum der Medizin. Die antijüdische Politik des Regimes beraubte die medizinische Fakultät eines großen Teils ihres geistigen Potenzials. Nach dem derzeitigem Stand der Forschung mussten 175 Lehrende – mehr als die Hälfte der Professor*innen und Dozent*innen – die Fakultät verlassen, die meisten davon wegen ihres jüdischen Hintergrundes. Auch tausende Studierende und Absolvent*innen der Fakultät sowie eine unbekannte Zahl von Assistent*innen und anderen Universitätsangehörigen waren von den antijüdischen Maßnahmen betroffen. Nur einzelne jüdische Studierende konnten 1938 noch mit einer „Nichtarierpromotion“ ihr Studium abschließen, die jedoch nicht zur Berufsausübung im Deutschen Reich berechtigte. Wenig später begann die Universität, jüdischen Absolvent*innen ihren Doktorgrad wegen „Unwürdigkeit“ abzuerkennen. Zwei Drittel der Wiener Ärzt*innenschaft verloren aufgrund der antijüdischen Verfolgung innerhalb weniger Monate ihre berufliche Existenz. Wer nicht fliehen konnte, dem drohten Konzentrationslager und Vernichtung. Zwar gelang vielen der Vertriebenen der Aufbau einer neuen Existenz im Exil, andere jedoch fielen dem Holocaust zum Opfer oder begingen – wie der Kinderarzt Prof. Wilhelm Knöpfelmacher – aus Verzweiflung Suizid.
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