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Credits: Christian Skrein

1961: Borodajkewycz-Skandal

NS-Kontinuitäten führen erstmals zu Massenprotesten

Der 1902 geborene Taras Borodajkewycz studierte in Wien Geschichte, promovierte 1932 und wurde Assistent beim Historiker Heinrich Srbik. Schon 1934 trat er der illegalen NSDAP bei, obwohl er katholisch aufgewachsen und geprägt war. Aus dem Österreichischen Cartellverband (ÖCV) wurde er daraufhin ausgeschlossen. Nach der nationalsozialistischen Zerstörung der demokratischen Tschechoslowakei unterrichtete er Geschichte an der Universität Prag.

Als ehemaliges Mitglied der NSDAP als „Minderbelasteter“ eingestuft, konnte er seine Karriere in der Zweiten Republik fortsetzen und erhielt 1955 den Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte an der Hochschule für Welthandel in Wien. Dort baute er antisemitische und rechtsextreme Bemerkungen in seine Vorlesungen ein. Ferdinand Lacina, der spätere Finanzminister, besuchte 1961 seine Lehrveranstaltung. Er notierte Borodajkewyczs Aussagen und Heinz Fischer, der spätere Bundespräsident, veröffentliche den Text. Borodajkewycz erhob Anzeige gegen Fischer – das Gericht entschied dabei jedoch zugunsten von Borodajkewycz und verurteilte Fischer wegen Ehrenbeleidigung. Die Situation eskalierte, als der Kabarettist Gerhard Bronner die Aussagen aufgriff und Borodajkewycz in einer Pressekonferenz seine Aussagen erneut wiederholte. Am 31. März 1965 kam es zu einer Großdemonstration am Ring, beim Zusammenstoß mit rechten Gegendemonstranten wurde der ehemalige Widerstandkämpfer Ernst Kirchweger tödlich verletzt. Erst 1971 wurde Borodajkewycz bei vollen Bezügen pensioniert.

Jahr
1965
Autor*innen