Mitte der 1960er Jahre erschütterte die sogenannte Borodajkewycz-Affäre die Republik Österreich. Zum Auslöser wurde die Mitschrift des Studenten und späteren Finanzministers Ferdinand Lacina. Er hatte in einer Vorlesung des Universitätsprofessors Taras Borodajkewycz an der Hochschule für Welthandel in Wien dessen offen antisemitischen und antidemokratischen Äußerungen festgehalten. Heinz Fischer, später Bundespräsident, veröffentlichte Passagen daraus in der Arbeiter-Zeitung. Borodajkewycz klagte wegen Ehrenbeleidigung und Fischer wurde zunächst verurteilt, weil er seine Quelle nicht preisgeben wollte – der junge Student Lacina fürchtete Repressalien. Als Borodajkewycz 1965 in einer Pressekonferenz seine Aussagen öffentlich wiederholte, kam es zu Demonstrationen in der Wiener Innenstadt, bei denen der ehemalige Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger niedergeschlagen wurde und an den Folgen seiner Verletzungen starb. Die Affäre Borodajkewycz stellt eine Zäsur im Umgang Österreichs mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit dar. Erstmals formierte sich breite öffentliche Kritik am Wiedererstarken von Antisemitismus und Rechtsextremismus.
Datierung: 1962
Ort: Wien, Österreich
Höhe: 29 cm
Breite: 21 cm
Material: Papier, doppelseitig beschrieben
Zugang: Schenkung