1928: Bürgerkriegserwartungen in Wiener Neustadt
Verhinderte Zusammenstöße beim Aufmarsch von Heimwehr und Schutzbund
Am 7. Oktober 1928 wurden in Wiener Neustadt eine Heimatschutz-Tagung und ein sozialdemokratischer Arbeitertag durchgeführt, deren Abhaltung im Vorfeld zu Bürgerkriegserwartungen und hoher, auch internationaler medialer Aufmerksamkeit geführt hatte. Die Heimwehren planten die Großveranstaltung in der „roten“ Industriestadt als Provokation. Die SDAPÖ reagierte mit der Ankündigung des Arbeitertages. Die Konfliktparteien und die Stadtgemeinde einigten sich am 3. Oktober auf die zeitliche und räumliche Trennung beider Aufmärsche und die Einrichtung einer neutralen Zone. Ein Großaufgebot an Militär, Polizei und Gendarmerie prägte die Stadt. Am Vormittag des 7. Oktober fand der Aufmarsch von rund 20.000 Heimwehrmännern, überwiegend vom Steirischen Heimatschutz gestellt, statt. Am Nachmittag beteiligten sich rund 35.000 Personen am Arbeitertag, darunter rund 15.000 Schutzbundangehörige. Das letztlich erfolgreiche Konfliktmanagement zeigte das Bestreben der Sozialdemokratie, Disziplin in den eigenen Reihen durchzusetzen und Gewalt zu vermeiden. Die Demonstration der Stärke der Heimwehr bedeutete gleichzeitig den Beginn eines intensivierten „Kampfes um die Straße“.