1983: Besuch von Papst Johannes Paul II.
Mariazell und Wien als Schauplatz eines blockübergreifenden Ereignisses
Der Aufenthalt von Papst Johannes Paul II. fand vom 10. bis 13. September 1983 anlässlich des 300. Jahrestages des Sieges des Entsatzheeres unter Jan III. Sobieski in der Schlacht am Kahlenberg (12. September 1683) sowie des Österreichischen Katholikentages statt. Abgesehen von einem Besuch in Mariazell war Wien Schauplatz der Veranstaltungen. Die Europavesper am Heldenplatz stand im Zeichen der Propagierung christlicher Wurzeln und Identität Europas im Rahmen der Agenda einer Rechristianisierung und Reevangelisierung des Kontinents. Johannes Paul II. präsentierte sich als „polnischer Papst“, der Leitfigur für eine katholische polnische Identität im Widerstand gegen das KP-Regime sein wollte. Zeitgenössische Kritik richtete sich daher auch gegen die erneute Inszenierung Wiens als Bollwerk gegen einen „Feind aus dem Osten“ in Kontinuität zu historischen Gedenkfeiern der „Türkenabwehr“. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Charakter des Papstbesuches als blockübergreifendes „mitteleuropäisches Ereignis“: In großer Zahl nahmen Gläubige aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn an den Auftritten Johannes Pauls II. in Wien und Mariazell teil.