Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen in Österreich mindestens 30.000 Besatzungskinder auf die Welt: als Folge von Liebesbeziehungen zwischen einheimischen Frauen und alliierten Soldaten, kurzen Affären, aber auch Vergewaltigungen. Sie galten häufig als „Kinder des Feindes“, obwohl die Väter de jure keine Feinde mehr waren. Viele waren unterschiedlichen Formen von Diskriminierung, Stigmatisierung und Tabuisierung ausgesetzt.
Die Mehrheit der Betroffenen wuchs ohne den leiblichen Vater auf. Die Militärangehörigen wussten häufig nicht, dass sie ein Kind gezeugt hatten, oder wurden noch vor dessen Geburt versetzt. Andere absentierten sich – mitunter auch mit falschen Versprechungen. Ein Teil der Mütter heiratete einen westalliierten Besatzungssoldaten und zog als „war bride“ in dessen Herkunftsland. Spätestens mit dem Abzug der Truppen nach dem Österreichischen Staatsvertrag 1955 waren vor allem die sowjetischen Militärangehörigen nicht mehr greifbar.
Die Suche nach dem Vater ist für viele Besatzungskinder – und auch deren Nachkommen – häufig bis heute ein Thema. Im Vordergrund steht die Ergründung der eigenen Identität, die Frage nach den „persönlichen Wurzeln“, der Versuch, diese Lücke in der eigenen Vita zu schließen.