1938: Bekenntnisbuch österreichischer Dichter
„Anschluss“-Begeisterung in der Literaturszene
Das „Bekenntnisbuch“ ist das repräsentativste Sammelwerk jener österreichischen Schriftsteller, die sich unmittelbar nach dem „Anschluss“ zum nationalsozialistischen Deutschland bekannten und damit von ihm gefördert wurden. Der „Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs“ gab es Mitte Juni 1938 heraus, etwa ein Jahr vor Kriegsbeginn. Die Zusammenstellung dürfte dessen Geschäftsführer Max Stebich übernommen haben. In seinem Vorspruch feiert er die Selbstaufgabe Österreichs als geschichtliche Erfüllung: Demnach hätten sich die „führenden nationalen Dichter Österreichs […] in der Zeit unerträglichster Verfolgungen und Verfemungen des deutschen Menschen“ zusammengeschlossen und wollten sich nun „vor dieser Vollendung“ verneigen. Zu den Beiträgern des 1945 verbotenen Buches zählen unter anderen auch Größen der Literatur der Zweiten Republik: Bruno Brehm, Max Mell, Franz Tumler, Karl Heinrich Waggerl und Josef Weinheber.
Das Buch ist Dokument der Spaltung österreichischer Literatur: Es fehlen die Verfolgten und ins Exil Vertriebenen, die international bedeutenden Namen wie Elias Canetti, Theodor Kramer, Robert Musil, Joseph Roth, Franz Werfel und Stefan Zweig.