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Fotograf*in unbekannt, ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung

1947: „Der Hofrat Geiger“

Geschlechterkampf in der lieblichen Wachau

„Mariandl, andl, andl, aus dem Wachauer Landl, Landl, Landl…“ Der Titelsong des Films Der Hofrat Geiger (1947) entzückte die österreichische Nation und wurde fast ebenso unsterblich wie Anton Kara‘s Zitherspiel in Carol Reeds Meisterwerk Der Dritte Mann.

 

Der Hofrat Geiger war einer der ersten und erfolgreichsten österreichischen Filme nach dem Zweiten Weltkrieg. Er erzählt die Geschichte eines höheren österreichischen Beamten, dem titelgebenden Hofrat Geiger (Paul Hörbiger), der zusammen mit seinem treuen Untergebenen Lechner (Hans Moser) zurückgezogen im Nachkriegswien lebt. Durch Zufall erfährt Geiger, dass er eine 17-jährige Tochter in der Wachau hat, Resultat einer Urlaubsliebe mit Marianne Mühlhuber (Maria Andergast), die er vor vielen Jahren in Spitz an der Donau auf der Sommerfrische kennenlernte. Begeistert über seine Vaterschaft reist Geiger stracks nach Spitz, um seine ehemalige Geliebte und seine Tochter Mariandl in die Arme zu schließen. Doch Marianne, die ihre Tochter in Armut allein großgezogen hat, reagiert weniger erfreut als erwartet. Nach vielen Umwegen, die vor allem Marianne aufgezwungen werden, gibt es eine Versöhnung und Happy End in der Wachau.

 

Zum unerwarteten Erfolg des Filmes trugen neben dem populären Schauspielerduo Hans Moser und Paul Hörbiger auch das Setting des Films bei. Der Hofrat Geiger entführte das Publikum in die liebliche Landschaft der Wachau und zeigte ein von Krieg und Zerstörung unberührtes Österreich. Zum Preis einer Kinokarte bot er dem Publikum eine Flucht aus dem tristen Alltag. Auch die immer beliebter werdenden Heimatfilme lockten mit schönen Landschaften, doch anders als diese propagierte Der Hofrat Geiger Zukunftsoptimismus und Mut zur Veränderung. 

 

Äußerlich präsentiert sich der Film als harmlose romantische Komödie – die Willi-Forst-Filmproduktionsfirma kündigte ihn als „sauberen Durchschnittsfilm“ an. Doch er enthält auch zahlreiche humoristische Spitzen zu aktuellen Debatten zur Wiedergutmachung, Österreichs Mitverantwortung an den NS-Verbrechen, der Vertriebenenfrage und Geschlechterkrise, was wohl Teil seiner Attraktivität ausmachte. Ein faszinierendes Zeitdokument weist Der Hofrat Geiger bereits die Richtung, in die sich die österreichische Gesellschaft entwickeln wird: die männliche Machtposition wird gestärkt, die Unabhängigkeit der Frauen beschnitten, Österreichs Unschuld festgeschrieben –eingebettet in sonnige Weinberge und begleitet von sanftem Donaugeplätscher.

Jahr
1947
Autor*innen