1979/1981: Anschlag auf den Stadttempel und Ermordung von Heinz Nittel
Antisemitischer Terror in Wien
Von den in den 1970er und 1980er Jahren in Österreich durchgeführten Terroranschlägen richteten sich einige gegen jüdische bzw. israelfreundliche Ziele.
Im April 1979 explodierte im Wiener Stadttempel in der Seitenstettengasse eine Bombe. Eine palästinensische Terrorgruppe bekannte sich zu dem Anschlag; die Täter wurden nie gefasst. Am 1. Mai 1981 wurde der sozialistische Wiener Stadtrat Heinz Nittel von palästinensischen Terroristen ermordet. Er engagierte sich u.a. für die IKG, war pro-israelisch eingestellt und kritisierte die Kreisky’sche Nahostpolitik. Im August kam es zu einem weiteren palästinensischen Anschlag auf den Stadttempel, der Todesopfer und Verletzte forderte. Zwei Terroristen wurden gefasst und verurteilt, ebenso ihr Führungsoffizier, der auch wegen Anstiftung zum Mord an Nittel verurteilt wurde. Die lebenslangen Freiheitsstrafen wurden in späteren Verfahren reduziert bzw. in einen Freispruch umgewandelt.
Für die jüdische Gemeinde war dieses Attentat der „furchtbarste Schlag, den sie seit dem Zweiten Weltkrieg erlitten hat“ (Oberrabbiner Eisenberg). Heute stehen jüdische Einrichtungen in Wien unter Polizeischutz. Umstritten war die Reaktion von Kreisky, der die PLO in Schutz nahm.
Die Anschläge sind im Kontext der europaweiten palästinensischen Terroranschläge gegen jüdische Einrichtungen zu sehen sowie in Bezug auf den wachsenden Antisemitismus und auf die Nahost-Politik, in die Österreich u.a. als Transitland für sowjetisch-jüdische Emigrant*innen nach Israel involviert war.