1995: Das Attentat vom 4. Februar
Vier Menschen sterben bei einem antiziganistischen Terrorakt
In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 versuchten vier Roma, eine Tafel mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“, die sich in der Nähe der Oberwarter Romani Siedlung befand, zu entfernen, wobei eine Bombe explodierte und alle tötete. Dies war „das bis dato schwerste politisch motivierte Attentat in Österreich seit 1945“ (Helmut Samer). In Tradition der jahrhundertelangen Diskriminierung der Romani Bevölkerung richtete sich der erste Verdacht der Polizei gegen die Opfer. Das Attentat war jedoch Teil einer von der „Bajuwarischen Befreiungsorganisation“ verübten Anschlagserie, hinter der Franz Fuchs stand. 1999 wurde er deswegen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
Dem Anschlag folgte ein gewaltiges Medienecho. Rom*nija wurden von der Gesellschaft plötzlich wahrgenommen, ihre Geschichte und ihr Leben ausführlich dargestellt. Politiker verurteilten den Anschlag und sahen ihn als Angriff auf den Staat. Doch das seit den 1980ern durch verschiedene Initiativen erstarkende Selbstbewusstsein der Rom*nija erlitt einen Dämpfer; innerhalb der Community war umstritten, ob die Öffnung der Volksgruppe nach außen ein Fehler war oder nicht.
Der rassistische Mord bedeutete einen Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung von Rom*nija; seither ist der pejorative Begriff „Zigeuner“ verpönt, und es wurden Förderungsmaßnahmen zur nachhaltigen Verbesserung der Lebenssituation von Rom*nija gesetzt.