1945–1955: Österreichs „Besatzungszeit“
Alliierte Verwaltung nach dem Ende der NS-Herrschaft
Als Besatzungszeit bezeichnete die österreichische Gesellschaft und Politik die Periode der Alliierten Verwaltung Österreichs, die von der Zerschlagung des Nationalsozialismus 1945 durch Truppen der Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs bis zum Abschluss des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 dauerte. Es ist zwar richtig, dass zumindest bis zum Zweiten Alliierten Kontrollabkommen 1946 ein großer Teil der staatlichen Souveränität direkt oder indirekt von den Alliierten Mächten ausgeübt wurde. Allerdings überdeckt die Bezeichnung „Besatzungszeit“ die Tatsache, dass Österreich 1945 von der NS-Terrorherrschaft befreit wurde. An diese erinnern sich viele Teile der Bevölkerung hingegen nicht als Besatzung. Manche verwendeten die Bezeichnung „Besatzung“ aber auch für die Zeit ab 1938 bis zum Ende der alliierten Administration.
Die alliierte Befreiung geriet rasch in Vergessenheit. Gleichzeitig ist es richtig, dass vor allem die sowjetische Verwaltung große Vermögenswerte als de facto Kriegsbeute und Gegenleistung für die Zerstörungen der Sowjetunion durch die Deutsche Wehrmacht abgezogen hatte. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass hundertausende Österreicher*innen – unfreiwillig und freiwillig – an den Aggressionskriegen Hitler-Deutschlands teilgenommen hatten.
Erst nach der Waldheim-Affäre wurden die Unterschiede zwischen der NS-Herrschaft und der Zeit der alliierten Administration Österreichs immer stärker betont. Seit 2013 erinnert das Fest der Freude an die Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus.