1932: Wiener Werkbundsiedlung
Einfamilienhäuser als Gegenentwurf zum Gemeindebau
In Lainz im Westen von Wien wurde 1932 auf Initiative des Österreichischen Werkbunds eine Mustersiedlung als 1:1-Bauausstellung errichtet. Von österreichischen und internationalen Architekten entworfen und mit Firmenprodukten und Prototypen komplett möbliert, vermittelten die 70 Häuser modellhaft Vorstellungen vom modernen Wohnen. Die unter der Leitung von Josef Frank als Gartenstadt angelegte Siedlung nahm in zweierlei Hinsicht eine Gegenposition ein: zur Stuttgarter Weißenhofsiedlung des Deutschen Werkbundes (1927) und deren strengem Funktionalismus sowie zu den von Frank als „Volkswohnpaläste“ kritisierten Superblocks des Roten Wien. Im Vordergrund standen weniger konstruktive Aspekte des seriellen Wohnbaus als die Frage nach den Bedingungen modernen Wohnens auf kleinem Raum. Mit der Bauausstellung übernahm der Werkbund, der sich für höhere Qualität und eine neue Beziehung zwischen Kunst, Industrie und Handwerk einsetzte, eine kulturpolitische Rolle. Die Siedlung fand großes mediales Echo und wurde innerhalb von acht Wochen von mehr als 100.000 Personen besucht, konnte jedoch aufgrund der politischen Entwicklung in Österreich ihre Wirkung nicht mehr entfalten.
Externe Ressourcen:
Andreas Nierhaus / Eva-Maria Orosz (Hg.): Werkbundsiedlung Wien 1932. Ein Manifest des Neuen Wohnens, Wien-Salzburg 2012 http://www.werkbundsiedlung-wien.at