Der Radsport erlebte in Österreich ab 1945 einen enormen Aufschwung: Gefahren wurde in der Ebene wie am Berg, auf Straßen und Querfeldein, auf der Radrennbahn im Prater und auf den Aschenbahnen der Fußballstadien. 1947 führte ein Etappenrennen von Bregenz nach Wien, 1948 gab es ein Rennen durch Österreich mit Start und Ziel in Wien. 1949 wurde erstmals eine Österreich-Rundfahrt veranstaltet, die diesen Namen auch verdiente. Hunderttausende Schaulustige säumten die Straßen, die Zeitungen füllten ganze Seiten mit der Tour, alle Radiosender brachten Live-Berichte. Die Erwartungshaltung war enorm, die Hoffnung auf einen österreichischen Sieg groß: sie ruhte vor allem auf dem in Südtirol geborenen Richard Menapace. Durch drei spektakuläre Solofahrten wurde dieser binnen einer Woche zum nationalen Helden, er gewann das Rennen mit fast 40 Minuten Vorsprung und wurde bald darauf zum Sportler des Jahres gewählt. In einem nach wie vor von Zonengrenzen geteilten Land konnte ganz Österreich zumindest mit dem Finger auf der Landkarte den Heldentaten der Rennfahrer folgen, die Dimension der „neuen“ Heimat nachvollziehen. Und die Überquerung des Großglockners bedeutete eine symbolische Wieder-Inbesitznahme des Landes.
Jahr
1948