1918: Arthur Schnitzlers Professor Bernhardi in Österreich
Zensur, Antisemitismus und Diskussion über Abtreibung in der Erstaufführung
Das von Arthur Schnitzler verfasste Bühnenwerk Professor Bernhardi reichte der Autor im Herbst 1912 bei der Zensurbehörde der Stadt Wien ein. Wenig später untersagte diese die Aufführung, weil sie öffentliche Unruhen befürchtete. Die Uraufführung des Stücks fand daher Ende 1912 am Kleinen Theater in Berlin statt. Erstmals in Wien zu sehen war Professor Bernhardi schließlich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges im Dezember 1918. Damit zählt dieses zu einem der ersten in der Republik aufgeführten Stücke. „Professor Bernhardi, Jude, verweigert katholischen Priester den Zutritt zum Sterbelager“, lautete das Fazit der Wiener Allgemeine Zeitung am 23. Dezember 1918.
Verboten worden war es ursprünglich wegen der offenen Diskussion von Antisemitismus und Abtreibung. Im Stück wollte Bernhardi den Priester nicht zu einer nach einer Abtreibung im Sterben liegenden Frau lassen um sie im Unwissen darüber zu lassen, dass sie sterben wird. Diese Verweigerung der letzten christlichen Sakramente wird zum Konflikt, zwischen Bernhardi und einem katholischen Arzt, die gleichzeitig auch um die Leitungsposition des Klinikums konkurrieren.