1934: Verhinderung der Uraufführung der Oper „Karl V.“
Ernst Křeneks Werk löst politische Interventionen aus
Im Februar 1934 sollte die neue Oper Karl V. von Ernst Křenek in der Wiener Staatsoper uraufgeführt werden – beauftragt hatte sie deren Direktor Clemens Krauss. Schon unmittelbar zu Probenbeginn Anfang Dezember 1933 setzte Widerstand gegen das Werk ein. Die radikale Tonsprache der ersten Zwölfton-Oper löste vereinzelte Vorbehalte im Orchester aus. Der Vorstand des Staatsopernorchesters, Hugo Burghauser, nutzte das, um lange andauernde Angriffe gegen Krauss weiter voranzutreiben. Gleichzeitig publizierte Josef Rinaldini in der Österreichischen Abendzeitung Artikel, die Křenek massiv in die Kritik brachten. Grundlage war die Darstellung von Kaiser Karls Umgang mit der Konfessionsspaltung, die in deutschnationalen Kreisen als Provokation aufgefasst wurde. Der Journalist prangerte die Oper als Beispiel für die Misswirtschaft der Direktion Krauss grundsätzlich an. Sowohl der Orchestervorstand Burghauser als auch der Journalist Rinaldini nutzten in Kollaboration ihr dichtes Netzwerk an Kontakten zur rechtsextremen Heimwehr und führenden Politikern der Dollfuss-Regierung, um das zuständige Unterrichtsministerium unter Kurt Schuschnigg einzuschalten.
Obwohl Staatsoperndirektor Clemens Krauss das Werk zunächst enthusiastisch unterstützt hatte, brachte er schließlich doch noch eigene Vorbehalten ins Spiel. Die Uraufführung wurde wegen „Schwierigkeiten“ der Partitur auf die nächste Saison verschoben und ganz abgesagt. Erst ein halbes Jahrhundert später wurde das Werk im Jahr 1984 erstmals an der Staatsoper gespielt.