1918: Waffenverstecke im Wiener Arsenal werden angelegt
Korruption und Wahlkampfstrategie
Bei Kriegsende im Herbst 1918 waren im Wiener Arsenal beträchtliche Mengen an Kriegsmaterial gelagert. Um die gemäß den Bestimmungen des Vertrages von St. Germain drohende Ablieferung der Waffen zu umgehen, wurde ein Teil von ihnen, vor allem Handfeuerwaffen und Maschinengewehre, in den Gebäuden des Arsenals versteckt eingelagert. Nach dem Ende der großen Koalition entbrannte ein Streit zwischen Sozialdemokraten und Christlichsozialen um die in dem inzwischen demilitarisierten Komplex eingelagerten Waffen, fürchteten doch beide Parteien, dass diese bei einem gegen sie gerichteten Umsturzversuch zum Einsatz kommen könnten.
Obwohl sich beide Seiten 1922 zunächst darauf einigten, die Waffen bis auf weiteres in den Verstecken zu belassen und Stillschweigen zu bewahren, ließ der christlichsoziale Heeresminister Carl Vaugoin im Frühjahr 1927 mehrere Verstecke ausheben und die dabei gefundenen Waffen und Waffenbestandteile den Vertretern der Ententemächte übergeben. Den Hintergrund für die Aktion bildete die im April desselben Jahres stattfindende Nationalratswahl, wobei es den Christlichsozialen jedoch nicht gelang, aus der Affäre politisches Kapital zu schlagen. In der Folgezeit wurden immer wieder kleinere Verstecke im Arsenal aufgefunden, der Großteil der Waffen blieb jedoch unentdeckt und wurde erst bei der Bombardierung des Areals im Zweiten Weltkrieg zerstört.