Die kommunistische Herrschaft in der Tschechoslowakei (ČSSR) verursachte in den 1960er Jahren eine schwere Wirtschaftskrise. Die Forderungen nach zuerst technischen und wirtschaftlichen, dann auch gesellschaftlichen Reformen führten 1968 zu einer allgemeinen Öffnung, die bald „Prager Frühling“ genannt wurde. Gegen den Widerstand der alten Führung propagierte der neue Erste Sekretär der Kommunistischen Partei der ČSSR, Alexander Dubček (1921–1992), eine Liberalisierung, den „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Die Stimmung eines Aufbruchs und Entwicklung eines alternativen kommunistischen Programms fielen mit der weltweiten „1968er-Bewegung“ zusammen.
Die sowjetische Führung unter Leonid Iljitsch Breschnew (1906–1982) ermahnte Dubček zunächst nur, nicht zu weit zu gehen. Die Führungen in der DDR, Bulgarien und Polen fürchteten aber ein Überschwappen auf ihre Länder und drängten auf eine militärische Intervention, die am 21. August 1968 begann. Die tschechoslowakische Armee leistete keinen Widerstand, aber es kam zu Aktionen des zivilen Ungehorsams. Rund 160.000 Bürger verließen die ČSSR, 12.000 suchten in Österreich um Asyl an. Unter dem Begriff „Normalisierung“ begann die Rückkehr zum alten System.
In Österreich verfolgte man die Entwicklung in der ČSSR genau. Der ORF trug zur Information auch der tschechoslowakischen Bevölkerung bei und sendete, offiziell „für die Flüchtlinge aus der ČSSR“ Nachrichten in tschechischer Sprache.
Seitens des Bundesheers war für den Fall einer Intervention in der ČSSR – ähnlich wie 1956 während der Krise in Ungarn – ein Einsatz an der Grenze geplant worden. Die Regierung ging aber davon aus, dass keine militärische Bedrohung für Österreich bestand (was zutraf; es kam aber mehrmals zu Aufklärungsflügen über Österreich). Daher wurden Truppen nördlich der Donau verlegt, mussten aber eine Entfernung von 30 Kilometern zur Grenze einhalten; die Garnison Weitra wurde sogar geräumt. Dieser „Nicht-Einsatz“ verunsicherte besonders die grenznahe Bevölkerung und verstärkte die Zweifel über die Sinnhaftigkeit der Landesverteidigung. Der Slogan „Sechs Monate [Wehrdienst] sind genug!“ trug 1970 zum Wahlerfolg der SPÖ bei.
International verstärkte die Intervention in der ČSSR das negative Bild des sowjetischen „Panzer-Kommunismus“; kommunistische Parteien im Westen verloren Sympathien. Die Krise von 1968 motivierte aber auch das Bemühen um die folgende Entspannung zwischen Ost und West in Europa. In der ČSSR initiierten KünstlerInnen und Intellektuelle 1977 die Bürgerrechtsbewegung „Charta 77“, deren Ziele aber noch über zehn Jahre unerreicht blieben. Solche Dissidenten versetzte die Diktatur auf unbeliebte Arbeitsplätze (etwa am Bau) oder zwang sie in die Emigration.
Seit der Intervention 1968 blieben sowjetische Truppen in der ČSSR stationiert (bis 1991). Im Gefolge der „samtenen Revolution“ von 1989 kam es zur Demokratisierung; aus der „Sozialistischen“ wurde die „Föderative Republik“ (ČSFR). 1993 trennten sich die Tschechische Republik und die Slowakei friedlich; 2004 traten beide Staaten der EU bei.