1956: Ungarische Revolution
Aufstand, Massenflucht und internationale Solidarität
Der Ungarnaufstand gegen die stalinistische Diktatur 1956 ist ein Grundpfeiler österreichischer Erinnerung und Erinnerungspolitik der Zweiten Republik. Die spontane und großherzige Hilfsbereitschaft der österreichischen Bevölkerung gegenüber den 200.000 Flüchtlingen, die nach der Niederwerfung der Revolution durch die Sowjetunion nach Österreich kamen, ist heute ein fester Bestandteil österreichischer Identität. Dabei traf diese Solidarität der Bevölkerung die politische Elite vollkommen unerwartet. Eine Fülle von den in der Folge eingeleiteten Maßnahmen zur Unterbringung, physischen und psychischen Versorgung und Betreuung der Ungar*innen begründete bzw. optimierte später auch den Katastrophenschutz und Fürsorgeeinrichtungen in Österreich.
Diese Großzügigkeit gilt heute allgemein als Beleg für die Uneigennützigkeit Österreichs, wenn es tatsächlich um unterstützungsbedürftige Menschen in Not geht. Vergessen bleibt in diesem österreichischen Mythos allerdings häufig, wie schnell die Stimmung nach der Jahreswende 1956/57 kippte und Regierung und Medien eine den Flüchtlingen gegenüber nicht mehr so freundliche, ja ablehnende Stimmung schürten – wobei der Großteil der Flüchtlinge zu dieser Zeit bereits Österreich in Richtung anderer Zielländer verlassen hatte.