Das Speicherkraftwerk Kaprun in den Salzburger Tauern ist das Symbol des österreichischen Wiederaufbaus in den 1950er Jahren schlechthin. Bereits in den 1920er Jahren angedacht, konnte es aus technischen und finanziellen Gründen nicht realisiert werden. Wie auch beim Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug, begannen die Bauarbeiten– unter erheblichem propagandistischen Aufwand – erst nach dem „Anschluß” 1938, wobei auch Zwangsarbeiter und sowjetische Kriegsgefangene zum Einsatz kamen. 1943 wurden die Bauarbeiten eingestellt. Mithilfe der Mittel des „Marshall-Plans”, dem US-Konjunkturprogramm für den Wiederaufbau Europas, konnte der Bau 1947 fortgesetzt und 1955 abgeschlossen werden.
Das Kraftwerk, aber vor allem die Ingenieure, Techniker und Arbeiter wurden zum – maskulinen – Sinnbild für ein Nachkriegsösterreich, das die Konflikte und ökonomischen Probleme der Ersten Republik überwunden hatte. Technische Bravour und eine heroisierte Gemeinschaft der Arbeitenden über alle Klassengrenzen hinweg besiegten in Populärkultur und Medien gemeinsam eine schroffe, übermächtige Natur: Alles war machbar.
Erst später thematisierten Schriftsteller*innen wie Christoph Ransmayr (Kaprun oder Die Errichtung einer Mauer, 1985) und Elfriede Jelinek (In den Alpen, 2003) das Leid der Zwangsarbeiter, wie auch der Mythos der absoluten Naturbeherrschung von der Idee der Notwendigkeit der naturräumlichen Erhaltung des Kaprunertals abgelöst worden ist.
Externe Ressourcen:
Bericht über die Bedeutung der Fertigstellung des Kraftwerkes:
https://www.mediathek.at/portaltreffer/atom/1F1B69EE-2CD-00228-00001717-1F1A9A2D/pool/BWEB/