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Foto: Fritz Kern/ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung

1976: Die Arena-Besetzung

Soziale Initiativen und marginalisierte Gruppen entwerfen Utopien des Zusammenlebens

Seit 1970 gab es im Programm der Wiener Festwochen die alternative Veranstaltungsschiene Arena. Diese „Festwochen für junge Leute“ gastierten 1975 erstmals am Gelände des ehemaligen Auslandsschlachthofes St. Marx, der von der Stadt Wien zum Verkauf und Abriss bestimmt war. 1976 fand die Arena neuerlich hier statt; nach der Schlussveranstaltung am 27. Juni blieben die BesucherInnen am Gelände und riefen dessen Besetzung aus. Die BesetzerInnen – Intellektuelle, KünstlerInnen und Jugendliche – forderten die Gemeinde auf, die Abrisspläne aufzugeben und hier ein ganzjähriges, selbstverwaltetes Kulturzentrum einzurichten. Gleichzeitig organisierten sie auf dem 70.000 m2 großen Areal eine utopische Stadt in der Stadt, in der ein neues Kulturverständnis gelebt wurde. Feste mit Gratiskonzerten, Lesungen und Theateraufführungen zogen tausende BesucherInnen an, soziale Initiativen wurden hier aktiv, marginalisierte Gruppen wie aus Heimen geflohene Jugendliche fanden hier vorübergehend Platz. Nach drei Monaten beendete die Stadt das Experiment; am 12. Oktober begann der Abriss.

Die Arena-Besetzung gilt trotz ihres Scheiterns als Schlüsselereignis der Wiener Stadtgeschichte: Von ZeitzeugInnen als das „Wiener 1968“ erinnert, setzte sie Impulse für viele Kultur-, Medien- und Politinitiativen, die in den Folgejahren die Stadt grundlegend veränderten.

Jahr
1976
Autor*innen