1978: Córdoba
Ein Sieg über Deutschland prägt das nationale Selbstwertgefühl
„Tooor, Tooor, Tooor Toor, Tooor, Tooor! I wer‘ narrisch“, die legendären Schreie von Edi Finger sen. am 21. Juni 1978 im österreichischen Radio sind bis heute Kult. Hans Krankl hatte gerade das Tor zum sensationellen 3:2 Sieg der österreichischen Fußballnationalmannschaft über Deutschland im Rahmen der Weltmeisterschaft in Córdoba, Argentinien, erzielt. Dass damit beide Mannschaften in der Zwischenrunde ausschieden, war Nebensache. Bis zur „Rache für Königgrätz“ wurde das Ereignis hochstilisiert. In Deutschland sprach man von „Schmach“.
Zweifellos kam dem Ereignis Bedeutung im Prozess des Herausbildens eines österreichischen Nationalgefühls zu. Waren die Sporterfolge eines Toni Sailer, seine Siege in Cortina, ein erster Baustein im Beitrag des Sports zum nationalen Selbstwertgefühl gewesen, so ging es hier um die finale Abnabelung von Deutschland. Ein Sieg über den amtierenden Weltmeister war an sich schon bedeutend, aber hier ging es um einen Sieg über Deutschland. Man hatte sich gegenüber dem großen, erfolgreichen Nachbarn nicht nur behauptet, man hatte ihn in einer symbolisch aufgeladenen Mannschaftssportart besiegt.