1976: Einsturz der Reichsbrücke
Vom Propaganda-Prestigeobjekt zum Unglücksfall
Die zweite Wiener Reichsbrücke, die einen älteren Vorgängerbau ersetzte, wurde in den Jahren 1934 bis 1937 nach Plänen des Architekten Hans Jaksch als selbstverankerte Kettenbrücke errichtet. Der Bau wurde von der autoritären Staatsführung als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme geplant und in Folge auch propagandistisch verwertet. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Reichsbrücke als einzige Wiener Donaubrücke intakt und erlitt nur geringe Beschädigungen. In den Morgenstunden des 1. August 1976 stürzte das Bauwerk ohne Vorwarnung ein, wobei ein Mensch ums Leben kam und hoher Sachschaden in der näheren Umgebung entstand. Der Umstand, dass sich zum Zeitpunkt des Einsturzes nur wenige Fahrzeuge auf der untertags stark befahrenen Brücke befanden, verhinderte letztlich eine Katastrophe größeren Ausmaßes. Als Einsturzursache stellte eine Untersuchungskommission das Nachgeben eines Brückenpfeilers fest, was auf Konstruktionsfehler, Baumängel sowie aus diesen resultierenden Zeitschäden zurückgeführt wurde. Auf politischer Ebene führte das Unglück zu heftigen Angriffen der Opposition gegen die von der SPÖ geführte Wiener Stadtregierung. In Folge der Debatte musste der Stadtrat für Planung, Fritz Hofmann, zurücktreten, obwohl ihm kein Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte.