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Diese Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt einen Teil der Wiener Hofburg. Davor ist ein großer gemauerter Turm sowie ein Schutthaufen zu sehen. Auf dem Platz davor sind marschierende Soldaten wie auch Kinder zu sehen.
Foto: Wilhelm Obransky, Heldenplatz, Wien, Mai 1945, ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung

Zwischen den Zeiten: Frühling und Sommer 1945 in Fotos

Ende März 1945 überschritten sowjetische Truppen die burgenländische Grenze, Mitte April wurde Wien von der NS-Herrschaft befreit. Wenige Tage nach der Befreiung Wiens erklärte die provisorische Staatsregierung die Unabhängigkeit Österreichs – dieser 27. April 1945 markierte den Beginn der Zweiten Republik (mehr darüber in unserem Lexikon). Zu diesem Zeitpunkt waren weite Teile des Landes aber noch unter NS-Kontrolle. Nach dem Ende des Kriegs waren dringende Notwendigkeiten der Versorgung, von Wirtschaft und Infrastruktur zu klären. Die Befreiung von der NS-Herrschaft leitete aber vor allem eine Demokratisierung der Gesellschaft und eine ideologische Öffnung ein. Die Aufgabe war, nach extremer Gewalt und „totalem Krieg” einen Weg aus autoritären Strukturen zu finden. Bald aber wurde die Diskussion von der Frage bestimmt, wie lange die alliierte Verwaltung, ab Juli 1945 in vier Besatzungszonen organisiert, andauern sollte (mehr zur alliierten Verwaltung in unserem Lexikon).

 

In dieser Webausstellung zeigen wir, wie die Phase des Übergangs in Fotos inszeniert und dokumentiert wurde. Wir haben 100 Aufnahmen von Profis und AmateurInnen ausgewählt, die versuchen, dem Krieg, der Gewalt und dem Ausnahmezustand ein Bild zu geben. Dem stehen Fotos gegenüber, die den Beginn eines Lebens in Demokratie, Freiheit und Normalität markieren, die eine Aufbruchstimmung vermitteln wollen.

Gedacht waren diese Fotos ursprünglich für die militärische Propaganda genauso wie zur Veröffentlichung in der Presse oder aber als private Dokumente, die teils aus dem Verborgenen aufgenommen wurden und hier erstmals öffentlich zu sehen sind.

 

Fotos von diesen Ereignissen sind niemals neutral: Aus österreichischer Perspektive sollten Bilder vom Kriegsende den eigenen Opferstatus illustrieren, Zerstörung und Mangel sind daher überbetont. Die Besatzungsmächte inszenierten hingegen die eigene Leistung im Krieg und für die Nachkriegsgesellschaft. Bilder von Normalität sollten das beweisen.

In den Aufnahmen der Kampfhandlungen selbst und ihrer Nachwirkungen finden sich auch solche, die Schaulust erzeugen und nutzen. Sie kalkulieren mit der Faszination, die der Krieg als extremes Ereignis auslöst. Für die Kamera wurden daher militärische Angriffe sogar wiederholt, Bilder des Triumphs inszeniert oder die sichtbaren Spuren der Gewalt teils ästhetisch dargestellt.

 

Der Krieg vor dem Fenster

Der „totale Krieg“ bestimmte den Alltag der Menschen schon seit langem. Rund um sein Ende dokumentierten gerade auch Frauen die Ereignisse in ihrem unmittelbaren Umfeld. Sie fotografierten Kämpfe genauso wie die danach allgegenwärtigen Zeichen der Besatzung – aus nächster Nähe oder sicherer Distanz.

Narben als Motiv

Zerstörungen waren nicht nur Folge des alliierten Bombenkriegs, sondern auch der NS-Politik der „verbrannten Erde”. Trotzdem wurden beschädigte Gebäude zu Symbolen des österreichischen Opfermythos‘ sowie des Erstarkens der Nation durch den Wiederaufbau. Daneben können sie aber auch ganz grundsätzlich als bildhafte Anklage gegen die Sinnlosigkeit von Krieg verstanden werden (mehr zu Opfermythos und Wiederaufbau in unserem Lexikon).

Heldische Posen

Die Befreiung Österreichs durch alliierte Truppen ging einher mit dem Kriegsende in ganz Europa. Für die eigene Presse inszenierten sowjetische und US-amerikanische Fotografen Bilder letzter Kämpfe genauso wie Aufnahmen friedlicher Übergaben.

Neues Österreich – Welches Österreich?

Die neu ausgerufene Republik wollte die politischen Fehler der 1920er Jahre nicht wiederholen – jetzt sollte Vertrauen zwischen den Parteien und in die Unabhängigkeit Österreichs von Deutschland aufgebaut werden. Welcher Stellenwert aber Sozialismus und Katholizismus, Deserteuren und KZ-Überlebenden zukommen sollte, war anfangs noch völlig unklar.

Vor dem Kalten Krieg

Aus dem gemeinsamen Kampf gegen die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten war eine Atmosphäre der Wertschätzung und Gemeinschaft unter den alliierten Mächten entstanden. Obwohl sich bereits zu Kriegsende Konflikte zwischen „westlichen” Alliierten und der Sowjetunion anbahnten, waren sie in der gemeinsamen Verwaltung Österreichs bis 1955 auf Zusammenarbeit angewiesen.

Auskommen

Vor und nach dem Kriegsende war Mangel in den verschiedensten Formen allgegenwärtig. FotografInnen fingen solche alltäglichen Beobachtungen ein, stellten aber auch Szenen zu diesem Thema nach.

Neue Normalität

Nach einer Zeit der Extreme musste sich ein neuer Alltag erst durchsetzen. Die alliierte Verwaltung setzte bewusst Zeichen der scheinbar nahtlosen Anknüpfung an bekannte Unterhaltungskultur. Demokratische Freiheiten und Regeln sowie die Präsenz der BesatzungssoldatInnen brachten aber auch ganz ungewohnte Bilder hervor.

Der lange Atem der Gewalt

Auch nach dem Ende von Diktatur und Terror in Österreich waren die Nachwirkungen der NS-Verfolgung allgegenwärtig. Die Frage nach dem Umgang mit dem Erbe der nationalsozialistischen Herrschaft, aber auch nach der Rolle von Überlebenden in einer neuen Gesellschaft barg viele Konflikte.

Herzlicher Dank an die LeihgeberInnen:

Team

Direktorin: Monika Sommer


Kuratoren: Stefan Benedik, Markus Fösl

 

Wissenschaftliche Konsulenz: Heidemarie Uhl

 

Übersetzung: Paul Richards


Redaktion: Eva Meran

 

Lektorat: Dominik Ivancic

 

Management Produktion und Nutzungsrechte: Marie Gruber, Enid Wolf

 

Kommunikation und Social Media: Ildiko Füredi-Kolarik, Elke Weilharter, Irene Pitnauer-Wolfram

 

Webgrafik: treat.agency