1939: Hitler-Mussolini-Abkommen
Umsiedlungsmaßnahmen aus Südtirol
Seit 1937 zeichnete sich ab, dass die NS-Führung eine Lösung der Südtirol-Frage suchte, weil sie als „Störfaktor“ für die „Achse Berlin-Rom“ darstellte. Der „Anschluss“ förderte dann eine radikale Lösung. Kurz darauf folgten NS-Vorschläge für die Aussiedlung der deutschsprachigen SüdtirolerInnen in ein zu eroberndes Ostgebiet. Beim Rombesuch vom 3. bis 10. Mai 1938 verwies Hitler Mussolini „auf die von der Natur zwischen uns beiden aufgerichtete Alpengrenze“, die „für immer als eine unantastbare“ anzusehen sei.
Nach dem „Stahlpakt“ vom 22. Mai 1939 einigten sich beide Diktatoren: Entweder sollte die deutschsprachige Bevölkerung Südtirols unter Beibehaltung von Brauchtum und Sprache für das Deutsche Reich oder für ihren Verbleib in Italien unter Aufgabe ihrer Kultur optieren. Die Hoffnung nach dem „Anschluss“ auf Rückkehr zu Österreich war Geschichte. Nach der „Berliner Vereinbarung“ vom 23. Juni bekräftigten am 21. Oktober 1939 Hitler und Mussolini die Umsiedlung der SüdtirolerInnen sowie deutschsprachiger StreusiedlerInnen in den Provinzen Trient (Lusern, Fersental). Aufgrund von italienischen Forderungen wurde die ladinischsprachige Bevölkerung ebenso in die Umsiedlung mit einbezogen.
Die „Option“ erzeugte einen Riss zwischen den beiden Gruppen, die als „Optanten“ und als „Dableiber“ bezeichnet wurden. Bis zum 31. Dezember 1939 optierten rund 85% für Deutschland, bis 1943 wanderten aber aufgrund der kriegsbedingten Behinderungen und Verzögerungen nur ca. 75.000 Personen aus. In diesem Jahr wurde die „Operationszone Alpenvorland“ gebildet und Südtirol damit de facto von der Wehrmacht besetzt. Das Pariser Abkommen zwischen Italien und Österreich vom 5. September 1946 sah die Möglichkeit zur Rückkehr vor, wovon etwa 20.000 „Rücksiedler“ Gebrauch machten.