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Foto: Johann Klinger/Wiener Festwochen

2000: „Bitte liebt Österreich“

Christoph Schlingensiefs Container-Aktion neben der Wiener Staatsoper

Auf dem 1996 nach dem Dirigenten und ehemaligen NSDAP-Mitglied benannten Herbert-von-Karajan-Platz inszenierte der Regisseur Christoph Schlingensief von 11.–17. Juni 2000  im Rahmen der Wiener Festwochen eine aufsehenerregende Theateraktion. Angelehnt war sie an die 1999 in den Niederlanden entwickelte und Anfang 2000 erstmals in Deutschland ausgestrahlte Reality-TV Show Big Brother. Einziger Unterschied: In Schlingensiefs Container zogen Asylwerber*innen ein. Was im Container-Dorf geschah, konnte live im Internet mitverfolgt werden. Die Österreicherinnen und Österreicher waren aufgerufen, pro Tag zwei Asylwerber*innen herauszuwählen, die dann – als täglicher Höhepunkt der Inszenierung – aus dem Container-Dorf abgeschoben  wurden .

Im Laufe der Woche besuchten viele Gäste das Projekt. Elfriede Jelinek montierte aus Texten der Asylwerber*innen das Kasperltheaterstück Ich liebe Österreich, das vor Ort uraufgeführt wurde. Der Schriftsteller Obiora C-Ik Ofoedu hielt eine Rede am Dach des Containers. Ein Jahr zuvor wurde er im Zuge der Operation Spring Razzien festgenommen und medial vorverurteilt. Er musste drei Monate in Untersuchungshaft bleiben, was er literarisch im Buch Morgengrauen verarbeitete.

Auf dem Dach des obersten Containers war ein großes Schild mit der Aufschrift „Ausländer raus“ angebracht. Während in Politik, Medien und vor Ort über das Festwochenprojekt gestritten wurde, drehte Schlingensief den Spieß um: Der wirkliche Skandal sei doch, dass die Parole „Ausländer raus“ seit mehreren Tagen an der Wiener Ringstraße platziert ist und niemand etwas dagegen unternimmt. Im Jahr 2000 fanden wöchentliche Donnerstagsdemonstrationen gegen die wenige Monate zuvor angelobte FPÖ/ÖVP-Regierung statt. Am Donnerstag, den 15. Juni stürmten Demonstrant*innen das Container-Dorf und zerstörten den „Ausländer raus“ Schriftzug. Am nächsten Morgen lies Schlingensief unterhalb des beschädigten Schildes die Parole „Unsere Ehre heißt Treue“ anbringen – ein Wahlspruch ehemaliger SS-Angehöriger, der kurz zuvor von einem FPÖ-Funktionär verwendet worden war.

Die Container-Aktion gewonnen hat Ranil Shunta aus Sri Lanka. In seiner Abschlussrede betonte Schlingensief, dass Asylwerber*innen in vielen Staaten Europas gegen ihren Willen in derartigen Containern festgehalten werden.

Jahr
2000
Autor*innen