Am 9. November 1977 entführten Mitglieder der Bewegung 2. Juni mit der Unterstützung dreier österreichischen Sympathisanten den Seniorchef der Wäschefirma Palmers. Die EntführerInnen hielten Walter Palmers vier Tage in einer versteckten Wohnung in der Webgasse in Wien-Mariahilf fest. Nach einer Lösegeldzahlung von ca. 30,5 Millionen Schilling (heute ca. 6 Millionen Euro) ließen sie ihn am 14. November 1977 unversehrt wieder frei. Erst in der Folge stellte die Polizei den linksterroristischen Hintergrund der Entführung fest. Die österreichischen Beteiligten wurden einige Wochen später festgenommen und anschließend zu längeren Haftstrafen verurteilt. Nur Teile des Lösegeldes wurden wiedergefunden.
Die Palmers-Entführung gilt als eine der erfolgreichsten Geldbeschaffungsaktionen des Linksterrorismus und finanzierte die Bewegung 2. Juni und die Rote Armee Fraktion (RAF) bis in die 1980er Jahre.
In Österreich löste die Palmers-Entführung gemeinsam mit der Festnahme und Haft der RAF-Aktivistin Waltraud Boock 1976 in Wien breitere Diskussionen zum Thema Linksterrorismus aus. Bis dahin wurden diese vorrangig im Zusammenhang mit der OPEC-Geiselnahme geführt. Dominanter war jedoch die Auseinandersetzung mit dem PLO-Terrorismus durch die Geiselnahme von Marchegg. Im Gegensatz zur BRD fanden die Ereignisse des Linksterrorismus während der 1970er Jahre in Österreich kaum Einzug in ein kollektives Gedächtnis.
Externe Ressourcen:
Dokumentarfilm (2006): Keine Insel - Die Palmers-Entführung 1977
https://www.filmfonds-wien.at/filme/keine-insel---die-palmers-entfuehrung-1977
Kino macht Schule - Unterrichtsmaterialien zum Film Keine Insel
http://www.kinomachtschule.at/data/keineinsel.pdf