1933: Gleichschaltung des Roten Kreuzes
Neutralität und Unabhängigkeit wird in der NS-Herrschaft aufgegeben
Mit der NS-Machtübernahme im Deutschen Reich 1933 wurde auch das Rote Kreuz „gleichgeschaltet“: Die Organisation entschied sich dazu, sich der NS-Ideologie unterzuordnen, um weiter bestehen zu können. Ab 1937 gab dort mit Dr. Ernst Robert Grawitz ein überzeugter Nationalsozialist den Ton an. Grawitz war Arzt und als begeisterter Anhänger Himmlers SS-Obergruppenführer selbst verstrickt in den massenhaften Mord von Menschen mit Behinderungen und Krankheiten und in Medizinverbrechen bzw. „Experimente“ an KZ-Häftlingen.
Als Rot-Kreuz-Führer stellte Grawitz gemeinsam mit der gesamten Leitungsebene sicher, dass die Aktivitäten der Organisation und ihrer Mitglieder den Vorstellungen der NS-Elite entsprachen. Die ursprünglichen/eigentlichen Grundprinzipien des Roten Kreuzes, wie unparteiische Hilfe für alle Menschen – im Sinne des Ideals vom guten Samariter – wurden praktisch ausgehebelt. Das Deutsche Rote Kreuz hatte seine Unabhängigkeit und Neutralität aufgegeben, um als medizinische NS-Organisation die Wehrmacht und die NS-Kriegsinteressen insgesamt zu unterstützen. Das Rote Kreuz war so durchdrungen von nationalsozialistischen Interessen, dass es sogar etliche Versuche des Internationalen Roten Kreuzes in Genf und anderer neutraler Hilfsorganisationen unterband, KZ-Häftlinge zu unterstützen. Hier zeigt sich jedoch auch, dass die völkerrechtlichen Rahmenbedingungen Einflussnahme von außen verhinderten. Die Genfer Konvention und andere internationale Vereinbarungen schützten vor allem Soldaten und nicht zivile Gefangene oder Verfolgte.