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1930er: Turnbewegung und Massenpolitik

Politische Vorstellungen von Körperlichkeit

Als im Oktober 1934 die Österreichische Sport- und Turnfront ins Leben gerufen wurde, versuchte sie eine zum Scheitern verurteilte Kombination: Turnen und Sport hatten sich weit voneinander entfernt. Im Gegensatz zum modernen, „unpolitischen“ und auf Massenwirkung orientierten Wettkampfsport wurde die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene national und politisch ausgerichtete Turnbewegung als anachronistisch gesehen. Statt auf Wettkampf und Spektakel baute sie auf eine individuelle Ausbildung des Körpers, freilich für ein gemeinsames höheres Ziel. Daher waren die deutsch-nationalen, jüdischen, proletarischen oder christlichen Turnvereine meist Vorfeldorganisationen politischer Gruppierungen.

Wurde der Körper im Sport einseitig ausgebildet und belastet, sollte im Turnen eine „harmonische Ausbildung“ des Körpers auf der Basis von „Vielseitigkeit“ erfolgen. Das Resultat sollten daher asketische, gebräunte, kämpferische Männerkörper sowie weiche, elastische und den „natürlichen“ mütterlichen Aufgaben gemäße Frauenkörper sein. Eine holistische Schönheit der Körper sollte trainiert, der „biologische“ Unterschied hervorgehoben und in Massenvorführungen präsentiert werden.

Jahr
1934
Autor*innen