1938-1945: Hitler-Jugend in Österreich
Nationalsozialistische Erziehung im informellen Rahmen
Nach dem „Anschluss“ bildeten die bis dahin illegalen HJ-Gruppen den Grundstein für den Aufbau der Hitler-Jugend als Massenorganisation im nunmehr nationalsozialistischen Österreich. Alle rassistisch als „arisch“ bezeichneten Jungen und Mädchen sollten fortan in wöchentlichen Treffen (Heimabenden und Sportdiensten) nationalsozialistisch erzogen werden. Burschen wurde zusätzlich für künftige Kriegseinsätze ausgebildet. Die Hitler-Jugend verpflichtete ihre Mitglieder ab Kriegsbeginn 1939 auch zu Kriegseinsätzen wie Sammlungen oder Aufräum- und Schanzarbeiten.
Ab 1941 galt in der „Ostmark“ die Jugenddienstpflicht, mit der jeder „arische“ Junge und jedes „arisches“ Mädchen zur Mitgliedschaft in der Hitler-Jugend verpflichtet wurde. Eine Mitgliedschaft allein hieß aber noch lange nicht, dass Jugendliche regelmäßig an HJ-Aktivitäten teilnahmen. So blieben weiterhin Möglichkeiten bestehen, sich dem Einfluss der Hitler-Jugend zu entziehen.
Pädagogisch versuchte die Hitler-Jugend mit Spiel, Sport, Wettbewerben, und kulturellen Aktivitäten (Musik, Theater, „Jugendfilmstunden“) die Jugend für den Nationalsozialismus zu begeistern. Dieses Bestreben brachte die NS-Jugendorganisation auch in Konkurrenz zu (und oft auch in Konflikt mit) traditionellen Erziehungsinstanzen wie der Schule oder dem Elternhaus. Gerade für Mädchen bot der BDM Möglichkeiten, aus den oft strengen gesellschaftlichen Grenzen auszubrechen. Durch die großteils informelle, vielen Beteiligten nicht bewusste ideologische Durchdringung des Alltags betonten viele ehemalige HJ-Mitglieder nach 1945, ihre Zeit in der Hitler-Jugend wäre nicht politisch gewesen.