1976: Olympische Spiele in Innsbruck
Sport als Baustein des „nation building“
„Jawoll, Bestzeit! 1:45,73 für unseren Franzi Klammer!“ Mit diesem Jubelschrei des Radiokommentators Edi Finger sen. ist die Erinnerung an die Abfahrt der Herren am Patscherkofel am 5. Februar 1976 untrennbar verbunden. Die XII. Olympischen Winterspiele in Innsbruck (4.–15. Februar 1976) bilden in mehrfacher Hinsicht einen wesentlichen Baustein des nation-building in der <<Ära Kreisky>>. Mit der Herren-Abfahrt wurde die „Königsdisziplin“ aus österreichischer Sicht durch einen außergewöhnlichen Sporthelden gewonnen, der einem enormen Erwartungsdruck standhielt. Die Skispringer Karl Schnabl und Anton Innauer, die mit dem Doppelsieg am Bergisel das „Springerwunder“ einem Höhepunkt zuführten, besiegten in der öffentlichen Wahrnehmung mit ihren Gegnern aus der DDR ein konkurrierendes politisches System. Mit dem Motiv der „einfachen Spiele“ (Unterrichtsminister Fred Sinowatz) sollte gleichzeitig „österreichisches Wesen“ dargestellt werden. Der im Vergleich zu den Innsbrucker Winterspielen 1964 enttäuschenden Medaillenbilanz des ÖOC – zwei gegenüber vier Goldmedaillen, insgesamt sechs gegenüber 12 Medaillen – stand die erfolgreiche Selbstdarstellung Österreichs als Austragungsort eines internationalen Großereignisses mit 1.123 AthletInnen und 37 Bewerben gegenüber.