1996: Waltraud Klasnic wird erste Chefin einer Landesregierung
Die ÖVP-Politikerin wird "Frau Landeshauptmann"
Am 23. Jänner 1996 wurde mit Waltraud Klasnic zum ersten Mal in Österreich eine Frau an die Spitze einer Landesregierung gewählt. Die Steirische Volkspartei hatte bei den Wahlen 1995 Verluste erlitten, worauf Josef Krainer jun. als Landeshauptmann zurücktrat. Landesrat Gerhard Hirschmann, von Krainer als Nachfolger vorgesehen, schlug das Angebot aus und so wurde Waltraud Klasnic, bis dahin Landesrätin für Wirtschaft „Landeshauptmann“. Sie hielt konsequent an der männlichen Form der Bezeichnung fest.
Ihre berührende Reaktion anlässlich des Grubenunglücks von Lassing 1998 und ihre Wirtschaftspolitik mit der Schaffung des Autoclusters Steiermark führten sie bei den Landtagswahlen 2000 zu einem Zugewinn von 11% – ein Aufschwung, dem bei den Wahlen 2005, bedingt durch Richtungskämpfe in der steirischen ÖVP, ein Abschwung folgte. Waltraud Klasnic trat zurück, Franz Voves von der SPÖ folgte ihr als Landeshauptmann nach.
Die 1945 in einfachen Verhältnissen geborene Politikerin war nach ihrem Rücktritt sozial engagiert öffentlich tätig, als erste Vorsitzende des Zukunftsfonds der Republik Österreich, als Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich oder als Vorsitzende der Kommission, die Missbrauchsfälle durch Angehörige der katholischen Kirche in Österreich untersucht.