Die Fotografin Lucca Chmel. Wie eine Ikone entsteht
Die aus extremen Perspektiven aufgenommenen Bilder des ausgebrannten Stephansdoms stammen von der Wiener Fotografin Lucca Chmel (1911–1999) und zählen heute zu Ikonen der Nachkriegsfotografie. Ausgebildet an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, konnte Chmel bereits in den Jahren der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur den Grundstein ihrer Karriere legen. Beinahe fugenlos setzte sie ihre Berufslaufbahn in den Jahren der NS-Herrschaft und dann in der Zweiten Republik fort.
Den Auftrag zur fotografischen Dokumentation erhielt sie am Tag nach dem Brand von Dompfarrer Franz Gessl, nachdem sie bereits 1944 für den Dom das gotische Chorgestühl fotografiert hatte. Als ehemalige Nationalsozialistin war sie mit einer vom Kulturamt der Stadt Wien entsandten Gruppe – darunter die Burgschauspieler Fred Henning und Richard Eybner sowie der Kunsthistoriker Karl Oettinger – zum Arbeitseinsatz für erste Aufräumarbeiten verpflichtet worden und barg kunsthistorisch wertvolle Ausstattungsstücke aus den Schuttbergen.
Ihre über Jahre entstandenen Fotografien des Doms fanden auch Eingang in mehrere Bildbände, darunter das 1947 gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Anton Macku herausgegebene Buch „Der Wiener Stephansdom nach dem Brand im April 1945“.
Über die Entstehungsgeschichte des ikonischen Fotos erzählt Lucca Chmel in der Radiosendung „Menschenbilder“ aus dem Jahr 1990 (Min. 31:23–33:33).
Um gute Aufnahmestandpunkte zu erreichen, erkletterte Lucca Chmel – gesichert wie eine Bergsteigerin – die entlegensten Bereiche des zerstörten Doms. Über die schwierigen Bedingungen, unter denen sie ihre Fotoausrüstung täglich zum Dom bringen musste, erzählt sie in der Radiosendung „Menschenbilder“ aus dem Jahr 1990 (Min. 22:07–24:04).
Die Mittagspausen verbrachten die Fotografin und ein Begleiter oftmals am Dach des Nordturms. Näheres dazu in einem kurzen Ausschnitt aus der Sendung „Menschenbilder“ aus dem Jahr 1990 (Min. 28:04–29:58).
Das eingestürzte Chorgewölbe, auf dem Lucca Chmel noch am Vortag zum Fotografieren gelegen war – O-Ton der Fotografin dazu in der Radiosendung „Menschenbilder“ (Min. 24:31–25:36).