Weihe der Pummerin und Wiedereröffnung des gesamten Doms
Höhepunkt der Feierlichkeiten am 26. April 1952 war die Weihe der Pummerin. Die „Heimgekehrte“ – so der Dichter Max Mell in seinem „Hymnus an die große Glocke“ – wurde nicht in den Dom selbst gebracht, sondern zu ihrem provisorischen Standort auf dem Areal der Dombauhütte. Die Weihe fand auf dem Platz vor dem Riesentor des Stephansdoms statt. Auf zwei Tribünen verfolgten die Spitzen von Staat und Kirche die Glockenweihe, eine penible Sitzordnung legte die Plätze für Bundespräsident, Bundeskanzler, die Vertreter der Besatzungsmächte, die Botschafter ausländischer Staaten, die Mitglieder der Bundesregierung, die Landeshauptleute und den hohen Klerus fest.
Für intensive Diskussionen sorgte die Frage des Fahnenschmucks: Sollten die päpstliche Fahne und die österreichische Fahne – Symbole für Kirche und Staat – gleichzeitig gehisst werden? Schließlich war der Dom während der gesamten Feier mit Fahnen in den päpstlichen Farben gelb-weiß geschmückt und die Staatsfahne wurde erst im Augenblick des Erscheinens des Staatsoberhaupts auf dem hohen Südturm gehisst – um „jeden Anschein einer Kombination der beiden Hoheitssymbole“ zu vermeiden, wie einem Besprechungsprotokoll des Bundeskanzleramts zu entnehmen ist. Oberhalb des Riesentors waren die Fahnen der Bundesländer angebracht. Die Bilder der Zeremonie vor dem Dom prägten die mediale Berichterstattung über das nun wiedererstandene „Nationalheiligtum“ (Kardinal Innitzer). Weitaus weniger Beachtung fand der zweite Höhepunkt dieses Tages: die feierliche Eröffnung des Albertinischen Chors mit dem wiederhergestellten Hochaltar, wodurch nach sieben Jahren Bauzeit der gesamte Kirchenraum wieder geöffnet war.
Mit dem 26. April fand die Inszenierung des Wiederaufbaus des Stephansdoms als Symbol einer gesamtstaatlichen Österreich-Identität ihren Höhepunkt. „Ganz Österreich baut den Dom auf“ – diese Devise bezog sich nicht nur auf die Bundesländer, sondern auch auf die Gegensätze der politischen Lager. Die Unterstützung des „Roten Wien“ für das Wiederaufbauprojekt des katholisch-konservativen Lagers war auch ein Akt der symbolischen Versöhnung der gegnerischen Lager der Februarkämpfe 1934.
Die Neuverglasung der Fenster im Chor war eine Spende des Bundeslands Tirol. Die Fenster zeigen das Tiroler Landeswappen, die Wappen der Diözese Innsbruck und der Stifte Wilten, Stams und Fiecht-St. Georgenberg sowie verschiedene Tiroler Stadtwappen.