Die Spenglerin Angela Stadtherr. Ein Wetterhahn für St. Stephan
In 70 Metern Höhe konnte am 30. August 1950 der neue Wetterhahn am Dach des Stephansdoms montiert werden. Die Schöpferin des kupfernen, über einen Meter großen „Riesenvogels“ war Angela Stadtherr (1899–1983), Wiens damals einzige Bau- und Galanteriespenglerin. Nach ihrem Studium an der Kunstgewerbeschule beim Bildhauer Anton Hanak hatte die junge Spenglermeisterin und Metallbildhauerin die elterliche Werkstatt in Wien-Simmering übernommen.
Neben der Herstellung von Gebrauchsgut wie Gießkannen, Blechgeschirr oder Dachrinnen widmete sich Angela Stadtherr vorzugsweise ihrer künstlerischen Arbeit. Bereits 1925 hatte sie an der Internationalen Kunstgewerbeausstellung in Paris teilgenommen, in späteren Jahren schuf sie zahlreiche Plastiken und Reliefs bis zu Kunst-am-Bau für Wiener Gemeindebauten. Die Arbeit an dem im Auftrag von Dombaumeister Karl Holey nach altem Vorbild wiederhergestellten Wetterhahn für den Stephansdom dauerte mehrere Wochen.
Die von ihr überwachte Montage des mehrere hundert Kilogramm schweren Wetterzeichens am Domdach wurde von PressefotografInnen und der „Wochenschau“ begleitet. Das hohe Medieninteresse war vor allem ihrer Rolle als einziger Frau in einem sonst rein männerdominierten Beruf geschuldet. Eine Frau „steht ihren Mann“ war in beinahe jedem Artikel der Tagespresse zu lesen, wenige Tage zuvor hatte der „Wiener Kurier“ einen eigenen Beitrag über Österreichs Frauen in „klassischen Männerberufen“ gebracht.