1924: Die Gründung des Freien Radiobund
Radio und Arbeiter*innen-Bewegung in den 1920er Jahren
Der Freie Radiobund wurde im März 1924 als Verein einer proletarischen Radiobewegung gegründet und hatte rasch regen Zulauf, war anfangs aber vornehmlich eine Bastelorganisation, die sich mit dem Bau kostengünstiger Radiogeräte beschäftigte. Die Mitglieder kamen aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, der Gewerkschaft und dem Schutzbund. Während die sozialdemokratische Parteispitze um Einfluss innerhalb der neugegründeten, bürgerlich organisierten RAVAG (Radio Verkehrs AG) kämpfte, drängte ein Teil des Freien Radiobunds auf eigene Radiosender, zumal der Einfluss der Sozialdemokrat*innen auf die RAVAG mit nur 20% Kapitalbeteiligung inhaltlich beschränkt blieb.
Der Freie Radiobund richtete eine Sektion der Amateursender ein, zwischen 1925 und 1926 strahlte ein Gewerkschaftssender vom Wiener Arsenal aus mindestens zwei Mal täglich illegale Sendungen aus. Ab 1928 wurde das Radio auch von Schutzbundeinheiten genutzt, deren Sender wurden aber meist von der Polizei ausgehoben, während solche von Heimwehr oder Militär unbehelligt blieben. Daneben existierte eine kommunistische Radiobewegung, die durch Nutzung der Kurzwelle größere Reichweiten erzielen konnte.
Die illegalen Sender des Freien Radiobundes und seiner Nachfolgeorganisation, des Arbeiter-Radiobunds Österreichs (ARABÖ) waren zum Teil „fliegender Wanderfunk“, in einigen Städten gab es auch eigene Sendestationen. Erfolge der Arbeiter*innenradio-Bewegung waren u.a. 1932 eine Einstrahlung in das RAVAG-Programm oder der erfolgreiche Aufruf zur Abo-Kündigung der RAVAG, deren Publikum zu zwei Dritteln aus Arbeiter*innen bestand. Nach dem Februar 1934 wurden zahlreiche Sender und das Vermögen des ARABÖ (der sich zwischenzeitlich in Arbeiter-Funkverein umbenannt hatte) beschlagnahmt. Es kam dann nur mehr vereinzelt zu illegalen Sendetätigkeiten.