#nachgefragt bei Helene Gressenbauer-Rösner (UN-Women) und Simon Březina (White Ribbon)
Wir haben #nachgefragt bei Helene Gressenbauer-Rösner (UN-Women) und Simon Březina (White Ribbon):
Was sind die Forderungen der Kampagne “Orange the World”?
Wofür setzt sich “White Ribbon” ein und wie arbeitet die Organisation?
In welchen Bereichen sind UN-Women aktiv?
Wie kann Gewalt gegen Frauen gestoppt werden?
„Stoppt Gewalt an Frauen“ ist die Forderung der Kampagne „Orange The World“, die jedes Jahr von UN-Women organisiert wird. Weltweit erstrahlt eine große Zahl unterschiedlichster Gebäude in orangem Licht. Die Aktion macht auf Gewalt an Frauen aufmerksam und fordert Maßnahmen gegen dieses gesellschaftliche Problem. Der Zeitraum der Kampagne erstreckt sich immer zwischen dem 25. November, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ und dem 10. Dezember, dem „Internationalen Tag der Menschenrechte“.
Am 1. Dezember 2022 waren Helene Gressenbauer-Rösner und Brigitte Maria Soran von den UN-Women und Simon Březina und Gerhard Meschnigg von White Ribbon zu Gast im hdgö in der Reihe #nachgefragt. Sie sprachen über die Kampagne „Orange The World“ und die Arbeit von White Ribbon und traten mit dem Publikum in Austausch über die wichtige Frage, wie Gewalt an Frauen gestoppt werden kann.
Simon Březina ist Sozialarbeiter und Projektkoordinator bei White Ribbon für die gewaltpräventive Burschenarbeit. Zudem ist Simon Březina regelmäßig als Moderator des White Ribbon Podcast zu hören.
Mag.a Helene Gressenbauer-Rösner, Präsidentin UN-Women Austria war als Juristin im Bankbereich und in der Personalberatung tätig. Nach ihrer Rückkehr nach Österreich hat sie sich UN-Women Austria aus der Überzeugung heraus angeschlossen, dass Chancengleichheit für Frauen weltweit endlich erreicht werden muss und genderbasierte Gewalt keinen Platz haben darf.
[Helene Gressenbauer-Rösner] Gewalt an Frauen ist immer noch die weitverbreitetste Menschenrechtsverletzung. [Simon Březina] Ohne die Beteiligung von Männern können wir das Problem nicht lösen. Männergewalt ist ein Männerproblem. 90% der Gewaltfälle gehen von Männern aus. Und wenn sich Männlichkeit nicht ändert, dann werden wir auch das Problem der Gewalt an Frauen nicht lösen.
[Helene Gressenbauer-Rösner] Ja guten Abend, mein Name ist Helene Gressenbauer-Rösner. Ich bin Präsidentin des österreichischen Nationalkomitees für UN-Women. UN-Women ist eine der Organisationen innerhalb der Vereinten Nationen.
[Simon Březina] Ja hallo, mein Name ist Simon Březina. Ich bin Mitarbeiter bei White Ribbon, der internationalen Kampagne „Männer gegen Männergewalt an Frauen“. Ich bin Projektkoordinator des Projekts „Gewaltpräventive Burschenarbeit“ für White Ribbon.
Was sind die Forderungen der Kampagne “Orange the World”?
[Helene Gressenbauer-Rösner] Also der eigentliche Name der Kampagne ist: 16 Days of Activism against Violence. Die Forderungen sind eine Beendigung von Gewalt an Frauen. Ganz schlicht gesagt, Gewalt an Frauen ist immer noch die weitverbreitetste Menschenrechtsverletzung weltweit gesehen. Daher ist das leider nach wie vor ein Thema. Obwohl die Kampagne schon so lange läuft, ist leider kein Ende abzusehen, sondern ganz im Gegenteil, die Situation verschlechtert sich leider.
[Simon Březina] Ohne die Beteiligung von Männern können wir das Problem nicht lösen. Männergewalt ist ein Männerproblem. 90% der Gewaltfälle gehen von Männern aus. Und wenn sich Männlichkeit nicht ändert, dann werden wir auch das Problem der Gewalt an Frauen nicht lösen.
Wofür setzt sich “White Ribbon” ein und wie arbeitet die Organisation?
[Simon Březina] Also White Ribbon ist eine Kampagne, die gibt es schon seit 1991 zu einem sehr traurigen Anlass. In Kanada wurden 14 Frauen von einem Mann ermordet mit dem Argument, sie würden ihm die Arbeit wegnehmen, worauf Männer zusammengetreten sind und gesagt haben, wir Männer müssen etwas gegen Männergewalt an Frauen tun. 2002 hat sich die Kampagne auch in Österreich gegründet. Und White Ribbon gibt es in etwa 50 Ländern. Alle klar ausgerichtet gegen Männergewalt an Frauen. Wir machen seit 2002 als White Ribbon viele Informationsveranstaltungen, viele Plakatkampagnen, viele Kampagnen, um positive Männlichkeitsbilder zu vermitteln, und wir machen auch praktische Sensibilisierung durch Workshops, durch Information, durch Beratung. Und haben auch als Kampagne viel dazu beigetragen in den vergangenen Jahrzehnten, dass sich die profeministische und gewaltpräventive Männerarbeit in Österreich weiterentwickelt.
In welchen Bereichen sind UN-Women aktiv?
[Helene Gressenbauer-Rösner] UN-Women arbeitet auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Methoden. Also eine Methode ist große Kampagnen wie eben diese “Orange the World”-Kampagne. UN-Women arbeitet natürlich auch mit Regierungen zusammen, dort wo es gewünscht ist und dort, wo es möglich ist überhaupt. UN-Women hat die Experten sitzen, hat die Datenlage, hat Statistiken, kann quasi Modelle entwickeln, wie Gesetze aussehen müssen oder wie etwas implementiert werden kann. Dann gibt es eine spannende Geschichte auch von UN-Women, es gibt diesen Trustfund, der jährlich, von UN-Women verwaltet, ca. 150 ganz unterschiedliche Projekte finanziert weltweit. Weil, und das ist ganz spannend zu sehen, wie die verschiedenen Kulturen und die verschiedenen Situationen verschiedene Lösungsansätze eigentlich benötigen, wo hier UN-Women eben aktiv diese lokalen Projekte finanziert.
Wie kann Gewalt gegen Frauen gestoppt werden?
[Simon Březina] Ohne die Befreiung und Emanzipation aller Frauen wird es nicht gehen. Ökonomische Unabhängigkeit, Selbstbestimmung über den eigenen Körper, völlige Gleichberechtigung in allen demokratischen Prozessen – ich glaube, das ist die Grundlage. Und die andere Seite ist es auch, unser System so zu verändern, dass sich Männlichkeit verändert – dass Hierarchien, Kämpfe, Wettbewerbe, dass gewaltvolle Auseinandersetzungen unter Männern nicht mehr die Grundlage sind für sozialen Status.
[Helene Gressenbauer-Rösner] Das ist ja genau der andere Punkt von UN-Women: Women’s Empowerment. Gender-Equality, Women’s Empowerment sind ja die anderen großen Säulen sozusagen, für die UN-Women arbeitet. Dass Frauen einen vollinhaltlichen Zugang zum politischen System haben und auch zum wirtschaftlichen – freier Zugang zum Arbeitsmarkt, gleicher Lohn. Weil eben nur eine wirtschaftlich unabhängige Frau, sich vernetzen kann, über ihre Rechte Bescheid weiß, und sich irgendwie währen kann. Also das sind schon Mal die Grundvoraussetzungen eigentlich, die dann auch wieder hineinspielen, dass Gewalt vermieden werden kann.