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hdgö-Direktorin Monika Sommer, Margit Fischer, und Erika Freeman am Altan der Neuen Burg
hdgö-Direktorin Monika Sommer, Margit Fischer, und Erika Freeman am Altan der Neuen Burg
Foto: eSeL.at – Lorenz Seidler / hdgö

Holocaust-Überlebende Erika Freeman übergab Schenkung an das Haus der Geschichte Österreich und betrat „Hitler-Balkon“ der Neuen Burg

Die international bekannte Psychoanalytikerin Erika Freeman, in Wien als Kind jüdischer Eltern geboren und mit zwölf Jahren in die USA geflüchtet, besuchte am 7. November das Haus der Geschichte Österreich (hdgö). Im Zuge einer Schenkung übergab sie dem Zeitgeschichte-Museum einige persönliche Dokumente und Erinnerungsstücke. Auf ihren persönlichen Wunsch hin organisierte das hdgö die Besichtigung des Altans der Neuen Burg, der für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Von diesem Ort aus hielt Adolf Hitler 1938 seine „Anschluss-Rede“ vor jubelnden Menschen auf dem Heldenplatz. Der Besuch findet im Rahmen der „Aktionswoche gegen Antisemitismus“ statt, die das hdgö bis 11. November mit breitem Programm veranstaltete.

Renommierte Psychoanalytikerin, gefragte Rednerin und Zeitzeugin, Holocaust-Überlebende mit Wiener Wurzeln: Erika Freeman, 95, überantwortete dem hdgö eine Reihe von persönlichen Dokumenten. Darunter befinden sich Zeugnisse aus den Jahren 1938 bis 1940, ihr Pass und das Ticket der Holland-Amerika-Linie, die sie im Februar 1940 von Rotterdam nach New York brachte. „Wir freuen uns sehr über diese Schenkung von zeithistorisch wertvollen Dokumenten, die unsere Sammlung bereichern. Anhand dieser Objekte von Erika Freeman lassen sich viele Geschichten erzählen, dieses persönliche Schicksal gibt Einblick in die Verfolgung und Vertreibung der jüdischen Österreicher*innen durch das NS-Terrorregime“, sagte hdgö-Direktorin Monika Sommer.

 

Erika Freeman betrat auf ihren ausdrücklichen Wunsch den Altan der Neuen Burg, den sogenannten „Hitler-Balkon“. Von hier aus verkündete Adolf Hitler im März 1938 den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. Für Freeman hat dieser Ort eine besondere Bedeutung: „Dass ich heute hier am Balkon der Neuen Burg stehe, ist zum einen meine Rache an Hitler. Zum anderen will ich gerade hier an diesem Ort darauf hinweisen, dass Demokratie zerbrechlich ist. Österreich braucht keinen starken Mann, es braucht die Stärkung des Vertrauens in die Demokratie.“ Freeman ist der Kampf gegen Antisemitismus ein wichtiges Anliegen. „Das Haus der Geschichte Österreich veranstaltet aktuell die ‚Aktionswoche gegen Antisemitismus‘. Diese Initiative will ich unterstützen.“

Das hdgö organisierte die Besichtigungsmöglichkeit für Freeman. Der Altan untersteht der Verwaltung der Burghauptmannschaft Österreich und ist für die Öffentlichkeit gesperrt. hdgö-Direktorin Monika Sommer sagte: „Der Besichtigungswunsch von Freeman zeigt einmal mehr die Bedeutung dieses Ortes für die Überlebenden des NS-Terrors. Heute ist der ‚Hitler-Balkon‘ ein Symbol, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit schließlich doch gesiegt haben. Dieser Ort gibt auch einen Anstoß für die geplante Neugestaltung des Heldenplatzes. Gerade in Hinblick auf das 80-jährige Gründungsjubiläum der Zweiten Republik im Jahr 2025 sollte sich die Republik einen neu gestalteten Heldenplatz zum Geschenk machen.“

Über Erika Freeman

Als Erika Polesiuk 1927 in Wien geboren, emigriert Freeman im Jahr 1940 als Zwölfjährige alleine nach New York. Ihre Mutter kommt im Zuge von Kriegshandlungen im März 1945 ums Leben, ihr Vater kann aus dem Konzentrationslager Theresienstadt nach Schweden fliehen. Unter schwierigen Umständen meistert sie die ersten Jahre in den USA und kann schließlich studieren. Die hoch angesehene Psychoanalytikerin berühmter Persönlichkeiten wird auch als Rednerin bei Veranstaltungen und als Zeitzeugin international bekannt. In hohem Alter nähert sie sich ihrem Geburtsort Wien wieder an, erhält die österreichische Staatsbürgerschaft und wird 2017 mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.

Über die Aktionswoche gegen Antisemitismus

Das hdgö veranstaltete zwischen 4. und 11. November 2022 eine „Aktionswoche gegen Antisemitismus“ mit einem vielfältigen Programm. Workshops, Fokus- und Kuratorenführungen, zwei renommiert besetzte Diskussionsrunden sowie eine #nachgefragt-Veranstaltung am 10. November waren Teil der Aktionswoche 2022.

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