Linz-Hörsching, 3. April 1945 – Fliegermord
Am 1. April 1945 finden über Linz schwere Luftgefechte zwischen deutschen und amerikanischen Jagdflugzeugen statt. Dabei wird das Flugzeug des US-Fliegers Walter P. Manning unweit von Kematen an der Krems abgeschossen. Er wird nach seiner Festnahme in den Fliegerhorst Linz-Hörsching gebracht und als Kriegsgefangener inhaftiert. Damit steht er unter dem Schutz der Genfer Konvention. In der Nacht vom 3. auf den 4. April 1945 verschaffen sich örtliche NS-Funktionäre und zwei Luftwaffenoffiziere Zutritt zu seiner Zelle. Manning wird ins Freie gezerrt, misshandelt und an einem Laternenpfahl vor dem Kommandanturgebäude des Fliegerhorstes erhängt. Seine Mörder versehen den Leichnam mit einem Schild, auf dem zu lesen steht: „Wir wehren uns.“
Zwischen 1. und 3. April 1945 kam es vor allem im Raum St. Pölten zu schweren amerikanischen Bombenangriffen. Diese sollten das Verkehrsnetz beschädigen und so die Versorgung der deutschen Truppen beeinträchtigen. Damit wurde die Rote Armee auf dem Weg zur Befreiung von Wien unterstützt. Joseph Goebbels hetzte in einer öffentlichen Rede vom 4. Juni 1944 gegen westalliierte Flugzeugbesatzungen, die von der NS-Propaganda als „Terrorflieger“, „Luftgangster“ und „Kindermörder“ bezeichnet wurden. Er rief zur „Lynchjustiz“ an abgeschossenen Fliegern auf. Die Folge waren regelrechte Mordwellen im gesamten Deutschen Reich. In Österreich verdichteten sich diese Verbrechen im April 1945 vor allem rund um Linz. Der oberösterreichische Gauleiter August Eigruber gab bereits im Februar 1944 entsprechende Anweisung. Im April 1945 war er bei der Ermordung der beiden US-Flieger Halsey S. Nisula und LeRoy Teschendorf im KZ Mauthausen anwesend. Rund 100 US-Flieger wurden im heutigen Österreich ermordet, 22 davon im Umkreis von Linz.
Quelle: Katalog, „41 Tage. Kriegsende 1945 – Verdichtung der Gewalt“, AutorInnen: Dieter A. Binder, Georg Hoffmann, Monika Sommer, Heidemarie Uhl