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Stefan Oláh, Wien-Förstergasse, 2015

Wien-Förstergasse, 11. April 1945 – Menschenjagd

Am 11. April 1945 dringen Angehörige der SS in das Haus Förstergasse 7, Wien-Leopoldstadt, ein und verschaffen sich Zutritt zu den Hauskellern, in denen mehrere hundert Menschen Zuflucht gesucht haben. Die SS-Männer führen Ausweiskontrollen durch und identifizieren vier Juden und fünf Jüdinnen. Sie alle werden auf die Straße gezerrt, nach Einbruch der Dunkelheit in der Hauseinfahrt erschossen und in einem nahen Bombenkrater verscharrt. Eines der Mordopfer ist der 21-jährige Kurt Mezei, der mit seiner Zwillingschwester Ilse in Wien aufgewachsen ist. Die Tätigkeit ihrer Mutter für den jüdischen „Ältestenrat“ hatte sie davor bewahrt, in die Vernichtungslager deportiert zu werden. Nur wenige Stunden danach erreicht die Rote Armee die Förstergasse.

 

Als die Straßenkämpfe in Wien einsetzten, flüchtete sich die Bevölkerung in die Keller. Für Jüdinnen und Juden, die bislang durch ihre „arischen“ Ehepartner/innen geschützt und von der Deportation verschont geblieben waren oder untertauchen konnten, wurden die vermeintlichen Zufluchtsorte aber zu gefährlichen Räumen. Die SS nutzte diese dramatische Situation aus. Auf Befehl von Otto Skorzeny machten SS-Greifkommandos Jagd auf die letzten noch überlebenden Jüdinnen und Juden, auf Regimegegner/innen und fahnenflüchtige Soldaten.

 

Quelle: Katalog, „41 Tage. Kriegsende 1945 – Verdichtung der Gewalt“, AutorInnen: Dieter A. Binder, Georg Hoffmann, Monika Sommer, Heidemarie Uhl