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Stefan Oláh, Amstetten, 2015
Stefan Olah

Amstetten, 11. April 1945 – Hinrichtung von Deserteuren

Amstetten ist Mitte April ein Knotenpunkt des Rückzugs der Wehrmacht und der Flucht Richtung Westen. Noch in den letzten Kriegstagen versucht das NS-Regime die Loyalität der Soldaten trotz der völlig aussichtslosen Lage zu erzwingen. Unter dem Vorwurf der „Fahnenflucht“, der „Wehrkraftzersetzung“ und der „Selbstverstümmelung“ werden laut Chronik des Bezirksgendameriekommandos Amstetten etwa 250 Soldaten hingerichtet. Der spätere Justizminister Christian Broda, zu Kriegsende dem Reserve-Lazarett Amstetten zugeteilt, schreibt: „Meine letzten Erinnerungen an Amstetten, das einem zeitgenössischen ‚Wallensteins Lager’ glich, waren: Gehenkte ‚Deserteure’ auf dem Amstettener Hauptplatz [...].“

 

Hunderte Wehrmachtssoldaten wurden in den letzten Kriegswochen als Deserteure hingerichtet. Wehrmacht und SS richteten in Orten wie Amstetten, Krems (NÖ), Hieflau (Stmk.), Weyer (OÖ), Klagenfurt/Kreuzbergl und Graz Greifkommandos ein. Fahnenflüchtige Soldaten wurden verhaftet und fliegenden Standgerichten übergeben. Fehlende Marschpapiere, kritische Äußerungen oder verdächtige Verwundungen reichten aus, um als Deserteur oder „Selbstverstümmler“ auf der Stelle und ohne Anhörung zum Tode verurteilt zu werden. Die Leichname der Opfer wurden oft zur Abschreckung und Einschüchterung demonstrativ an öffentlichen Plätzen zur Schau gestellt. Terror und kalkulierte Brutalität charakterisierten das NS-Regime bis zum letzten Tag.

 

Quelle: Katalog, „41 Tage. Kriegsende 1945 – Verdichtung der Gewalt“, AutorInnen: Dieter A. Binder, Georg Hoffmann, Monika Sommer, Heidemarie Uhl