1987: Pirat*innenradios in Österreich
Aktivitäten für einen freien Radiosektor
Sogenannte Pirat*innenradios gab es in Österreich schon in den 1920er und 1970er Jahren. Im Oktober 1987 gingen neuerlich Pirat*innensender in Wien mit den Worten „Wir senden ungeschminkt, unzensuriert, nicht über die offiziellen Kanäle“ auf Sendung. Sie nannten sich „Radio Sozialfriedhof“, „Radio ÖGB – Österreich geht’s blendend“, „Radio Sprint – Texas in Wien“.
Thematisiert wurden Sozialabbau, Privatisierungspläne der Verstaatlichten und Polizeigewalt an der Universität Wien. Mit „Radio Rücktritt – Go Kurti, go“ wurde der Rücktritt des Bundespräsidenten Kurt Waldheim auf der offiziellen Ö3-Frequenz gefordert und zur Teilnahme an der Opernball-Demo aufgefordert. Diese Sendung wurde auf einem Dachboden eines Gemeindebaus neben der Präsidenten-Villa ausgestrahlt und bei Eintreffen der Polizei wurde weiterhin vom Wienerwald aus weitergesendet – ohne Unterbrechung. Es folgten weitere Pirat*innenaktivitäten bis März 1988. Den Pirat*innen ging es um die Etablierung eines freien Radiosektors neben den öffentlich-rechtlichen und den in Planung befindlichen privat-kommerziellen Sendern. Erst 1997 trat das Privatradiogesetz in Kraft. 1999 konnten die ersten „freien Radios“ legal auf Sendung gehen.