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Verharmlosung und Tabu

In dieser satirischen Zeichnung sind zwei elegant gekleidete Frauen zu sehen die sich wohl unterhalten. Eine Frau zieht sich gerade die Schuhe an, die andere macht sich ihre Haare zurecht. Unterhalb des Bildes ist ihre Unterhaltung zu lesen.
Bildscherz im Unterhaltungsblatt Die Bombe, 20.7.1918. Österreichische Nationalbibliothek

Die Satirezeitung Die Bombe wurde von intellektuellen ZeitgenossInnen oft für ihre oberflächlichen Witze kritisiert. Hier verglich das Blatt die Influenza an ihrem Beginn mit einer anderen Krankheit: der Syphilis, „französische Krankheit“ oder „Franzos“ genannt.

 

Durch Prostitution und sexuelle Gewalt von Soldaten im Ersten Weltkrieg verbreitete sich diese Geschlechtskrankheit stark. Der Vergleich im Bild weist erstens auf Tabus hin, die in der Gesellschaft um 1918 enorm ausgeprägt waren: Über Geschlechtskrankheiten wurde nicht gesprochen, Sex außerhalb der Ehe durfte nicht öffentlich eingestanden werden, daher konnte auch nicht über das Risiko, sich zu infizieren, gesprochen werden. Zweitens zeigt der Vergleich, dass die Beinamen „französisch“ und „spanisch“ auch nationalistische Abwertungen waren. Französinnen und Franzosen wurden so als sexuell untreu dargestellt, SpanierInnen als unhygienisch.

 

Hier zur gesamten Ausgabe der Zeitung Die Bombe, 20. Juli 1918